gelbe Sonne

PRÄVENTION VON HAUTKREBS
DURCH ADÄQUATES
SONNENSCHUTZ-
VERHALTEN

  rote Sonne Dorothea König
dk@akis.at

 

Fachliteraturseminar
"Gesundheit und Internet"

Univ.-Prof. Dr. I. Kryspin-Exner
WS 2002/03
  schwarze Sonne

 


 

Inhalt:
  
1. EINLEITUNG
  
2. SONNENLICHT UND ULTRAVIOLETTE STRAHLUNG
  
3. WIRKUNGEN DER UV-STRAHLUNG AUF DEN MENSCHEN
  3.1 Pigmentierung der Haut
  3.2 Hauttypen
  3.3 Positive Wirkungen
  3.4 Akute gesundheitsschädigende Wirkungen
  3.5 Chronische gesundheitsschädigende Wirkungen
  
4. HAUTKREBS
  4.1 Basaliom
  4.2 Spinaliom
  4.3 Malignes Melanom
  
5. SONNENSCHUTZ
  5.1 Sonnenschutzmittel und Lichtschutzfaktor
  5.2 Weitere Möglichkeiten des Sonnenschutzes
  5.3 Optimales Sonnenschutzverhalten
  5.4 UV-Index
  
6. RISIKOVERHALTEN
  6.1 Verändertes Freizeit- und Urlaubsverhalten
  6.2 Solarien
  
7. PRÄVENTION VON HAUTKREBS
  7.1 Ausgewählte Präventionsprogramme
  
8. ZUSAMMENFASSUNG
  
9. LITERATURVERZEICHNIS

 

 

1. EINLEITUNG


Die vorliegende Arbeit beruht auf im Internet aufgefundener Information und Literatur; Ausgangspunkt für die Internetrecherchen bildet der Beitrag von Eid und Schwenkmezger (1997) zum Thema "Sonnenschutzverhalten".

Um in der Bevölkerung das Bewusstsein für die gefährliche Wirkung der Sonnenstrahlung auf die Haut zu stärken, ist es notwendig, über ultraviolette Strahlung und deren gesundheitsschädigende Folgen zu informieren. Das Wissen um Entstehung, Erscheinungsbild und Krankheitsverlauf von Hautkrebs stellt wohl eine wesentliche Voraussetzung für das Erlernen und Annehmen eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Sonnenbestrahlung dar. Erst wenn dieser auf kognitiver und verhaltensbezogener Ebene verankert ist, wird es möglich sein, dass die Menschen anstelle des weit verbreiteten Risikoverhaltens, welches vor allem durch das derzeit vorherrschende Schönheitsideal einer gebräunten Haut gefördert wird, vermehrt adäquates Schutzverhalten zeigen. So soll die Aufklärung über Risiken und Schutzmaßnahmen den Schwerpunkt dieser Arbeit bilden.

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2. SONNENLICHT UND ULTRAVIOLETTE STRAHLUNG


Das Sonnenlicht besteht aus verschiedenen Spektren, welche nach ihrer jeweiligen Wellenlänge unterschieden werden. Die Wellenlänge wird in Nanometern (nm) angegeben, wobei ein Nanometer dem milliardsten Teil eines Meters entspricht (vgl. Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg [KID], 1999; Medicine-Worldwide, 2003a).
Neben dem für das menschliche Auge sichtbaren Licht (etwa 400 nm bis etwa 750 nm), können verschiedene unsichtbare Anteile der Sonnenstrahlung unterschieden werden: Die Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung) weist Wellenlängen auf, die über 750 nm liegen (KID, 1999; Medicine-Worldwide, 2003a). Die Wellenlängen der ionisierenden Strahlung (Röntgen- oder Gammastrahlung) sind kleiner als 100 nm (Medicine-Worldwide, 2003a). Strahlung mit Wellenlängen unter 400 nm wird als ultraviolette (UV) Strahlung bezeichnet; diese kann in drei Bereiche unterteilt werden (Medicine-Worldwide, 2003a; Strahlenschutzkommission des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit [SSK], 1998):

  • UVA-Strahlen (320 bis 400 nm)
  • UVB-Strahlen (280 bis 320 nm)
  • UVC-Strahlen (100 bis 280 nm)

Etwa 6% der zur Erde gelangenden Sonnenstrahlung sind UV-Strahlen (Medicine-Worldwide, 2003a; Umweltfibel, 2002). Diese werden auf ihrem Weg durch die Erdatmosphäre je nach Wellenlänge unterschiedlich stark abgeschwächt. Die UV-Strahlung unterliegt vielfältigen Absorptions- und Streuungsprozessen (vgl. SSK, 1998). Dabei spielt die Ozonschicht (in 15 bis 35 km Höhe) eine entscheidende Rolle (Stroh & Koller, 1993/2002): UVC-Strahlen werden durch die Ozonschicht nahezu vollständig absorbiert (Deutsche Krebshilfe e.V., 2000a; KID, 1999; Stroh & Koller, 1993/2002). UVB- und UVA-Strahlen erreichen hingegen die Erdoberfläche. Während UVB-Strahlen zu 90% absorbiert werden, schwächt das Ozon die UVA-Strahlen kaum (vgl. Medicine-Worldwide, 2003a; Stroh & Koller, 1993/2002; Umweltfibel, 2002).
Durch die Emittierung ozonzerstörender Substanzen – etwa FCKW – (Stroh & Koller, 1993/2002) nahm die Ozonschicht in den letzten 30 Jahren um rund 10% ab; sie wird mit jedem kommenden Jahr um weitere 0.5% geschwächt werden (Deutsche Krebshilfe e.V., 2000a). Aufgrund des fortschreitenden Ozonabbaus gelangt immer mehr UVB-Strahlung zur Erde. Groben Schätzungen zufolge geht ein Ozonverlust von einem Prozent mit einer 1.5- bis 2-prozentigen Zunahme der UVB-Strahlung auf der Erdoberfläche einher (vgl. Medicine-Worldwide, 2003a).

Die Stärke der UV-Bestrahlung an der Erdoberfläche hängt neben der Ozonkonzentration von weiteren Faktoren ab: Mit zunehmender Sonnenhöhe steigt die Intensität der UV-Bestrahlung stark an. Aufgrund dessen ändert sich die UV-Bestrahlungsstärke auch mit der Jahres- und Tageszeit sowie mit der geographischen Lage (vgl. SSK, 1998). So ist die Strahlung in unseren Breiten im Sommer am höchsten; zwischen 11 und 15 Uhr treffen etwa 60% der UV-Tagesdosis auf die Erdoberfläche (SSK, 1998; Stroh & Koller, 1993/2002). Bei Bewölkung und durch feinste Schwebeteilchen in der Luft (Aerosole) wird die Intensität der UV-Bestrahlung reduziert (SSK, 1998). Die Reflexion der Strahlung an der Erdoberfläche (Albedo) – etwa im Schnee oder am Wasser – erhöht die Stärke der UV-Bestrahlung (SSK, 1998; Umweltfibel, 2002).

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3. WIRKUNGEN DER UV-STRAHLUNG AUF DEN MENSCHEN


Die UV-Exposition kann sich positiv, aber auch gesundheitsschädigend auf den Menschen auswirken. Akute und chronische Effekte auf die Gesundheit betreffen hauptsächlich die Haut und das Immunsystem (SSK, 1998). Nicht zu unterschätzen ist jedoch auch die schädigende Wirkung der UV-Strahlung auf die Augen (siehe dazu etwa Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998; Stroh & Koller, 1993/2002).

Je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher und biologisch wirksamer ist die Strahlung. Unter der UV-Strahlung ist UVC zwar am kurzwelligsten und daher höchst wirksam; UVC-Strahlen werden aber von der Ozonschicht fast gänzlich absorbiert. Da die UVC-Strahlung somit nicht auf die Erdoberfläche bzw. auf die Haut treffen kann, stellt sie für den Menschen kein Risiko dar (vgl. Umweltfibel, 2002). Hingegen können UVB-Strahlen bis zur Oberhaut (Epidermis) und UVA-Strahlen bis in die darunter liegende Lederhaut (Dermis) vordringen (Eid & Schwenkmezger, 1997). Eine schematische Darstellung der Eindringtiefe der verschiedenen UV-Anteile sowie des Aufbaus der menschlichen Haut findet sich auf einer Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V..
Beim Eindringen der UV-Strahlen in die Haut kommt es zu Wechselwirkungen mit den photosensiblen Bestandteilen der Haut (z.B. DNA, Proteine, Melanin), welche zu einer Veränderung der biologischen Eigenschaften relevanter Moleküle führen (SSK, 1998).

Die Haut kann sich vor UV-Strahlung durch zwei Mechanismen schützen: Zum einen bildet sie eine Lichtschwiele (Hornschichtverdickung), zum anderen entwickelt sie durch Melanin eine Pigmentierung (Hautbräunung) (Eid & Schwenkmezger, 1997; Stroh & Koller, 1993/2002). Für die Ausbildung einer Lichtschwiele in der Hornschicht der Haut ist ausschließlich UVB-Strahlung verantwortlich (Gesundheit.de, o.J.; Tumorzentrum Bonn, 2000a). Durch die Verdickung der Hornschicht werden die UV-Strahlen gehindert, in tiefere Hautschichten vorzudringen. Die Haut benötigt jedoch drei bis vier Wochen, um die Lichtschwiele aufzubauen (vgl. Latzke, 2003). Im folgenden Abschnitt wird näher auf den Vorgang der Hautbräunung eingegangen.

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3.1 Pigmentierung der Haut

Die Pigmentierung der Haut dient dem Schutz der tiefer liegenden Hautschichten und vor allem der in den Zellkernen liegenden DNA (Träger der Erbinformation) (Medicine-Worldwide, 2003a). In den unteren Schichten der Epidermis befinden sich unter anderem Melanozyten und Keratinozyten, die beiden wichtigsten Zellarten der Oberhaut. Durch die Einwirkung von UV-Strahlung auf die Haut wird in den Melanozyten die Bildung von Melanin angeregt, welches in Melanosomen zu den Keratinozyten transportiert wird. Das Melanin lagert sich in den Keratinozyten über den Zellkern. Die derart entstehende Melaninkappe über dem Zellkern kann die DNA vor der UV-Strahlung schützen (vgl. Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998).

Bei der Hautbräunung können zwei Prozesse unterschieden werden: Durch die Sofortpigmentierung wird die Haut innerhalb von wenigen Stunden gebräunt (Medicine-Worldwide, 2003a). UVA-Bestrahlung bewirkt eine Verlagerung des bereits vorhandenen Melanins von den Melanozyten in die Keratinozyten; Melanin wird in nur geringer Menge neu gebildet (Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998; Tumorzentrum Bonn, 2000a). Das Pigment der Sofortbräune befindet sich lediglich in der untersten Schicht der Oberhaut, wodurch alle darüber liegenden Hautzellen ungeschützt bleiben (siehe dazu auch Abschnitt 6.2 Solarien) (Tumorzentrum Bonn, 2000a).
Der Prozess der Spätpigmentierung wird vorwiegend durch UVB-Strahlung ausgelöst. Diese führt über eine verstärkte Neubildung von Melanin und dessen anschließenden Abtransport in alle Ebenen der Oberhaut zu einer langanhaltenden Hautbräunung, die mit einer Zeitverzögerung von etwa 48 bis 72 Stunden auftritt (vgl. Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998; Tumorzentrum Bonn, 2000a). In sehr hohen oder mehrfach wiederholten geringen Dosen kann auch UVA-Strahlung eine Spätpigmentierung zur Folge haben (KID, 1999; Tumorzentrum Bonn, 2000a).

Das Ausmaß der Pigmentierung hängt stark vom Hauttyp des Menschen ab (SSK, 1998); so sollen nun die verschiedenen Hauttypen beschrieben werden.

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3.2 Hauttypen

Da die Haut von Mensch zu Mensch verschieden ist, variiert auch ihre Fähigkeit zur Pigmentbildung und zum Schutz vor UV-Strahlung (Tumorzentrum Bonn, 2000b). Anhand des Bräunungsvermögens und der Sonnenempfindlichkeit können sechs Hauttypen unterschieden werden, von welchen die ersten vier Hauttypen für Mitteleuropa relevant sind (Eid & Schwenkmezger, 1997):

Hauttyp I:  Menschen vom Hauttyp I haben helle Haut und Sommersprossen, blonde oder rote Haare sowie blaue oder grüne Augen. Sie bekommen immer einen Sonnenbrand und werden nicht oder kaum braun.
Hauttyp II:  Merkmale des Hauttyps II sind helle Haut, blonde Haare und blaue oder grüne Augen. Ein Sonnenbrand entsteht fast immer, die Bräunung ist schwach.
Hauttyp III:  Menschen, die dem Hauttyp III zugeordnet werden können, haben eine leicht bräunliche Haut, ihre Haare sind dunkel und ihre Augen braun. Sie bekommen gelegentlich einen leichten Sonnenbrand und bräunen gut.
Hauttyp IV:  Menschen vom Hauttyp IV weisen eine von Natur aus braune Haut, dunkle oder schwarze Haare und braune Augen auf. Sie entwickeln keinen Sonnenbrand und bräunen gut und schnell (vgl. Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. [ADP], 2002a; Deutsche Krebshilfe e.V., 2000b; Tumorzentrum Bonn, 2000b).

Rund 38% der mitteleuropäischen Bevölkerung können zu den ersten beiden besonders gefährdeten Hauttypen gezählt werden (Eid & Schwenkmezger, 1997). Kinder fallen aus dieser Typeneinteilung heraus, da ihre Haut wesentlich empfindlicher ist als jene der Erwachsenen (Kaufmann & Linzbach, 2003).
Zur Feststellung des individuellen Hauttyps können die oben angeführten Merkmale herangezogen werden. Im Internet kann man seinen Hauttyp z.B. auf folgender Seite bestimmen: http://www.netdoktor.at/Teste-Dich-Selbst/uv.htm . An der Entwicklung einer neuen Methode zur exakten Messung der Lichtempfindlichkeit des jeweiligen Hauttyps wird derzeit am Institut für Biophysik der Universität Hannover gearbeitet. Bei diesem Verfahren ermittelt ein optoakustischer Sensor die Lichtempfindlichkeit der Haut, ohne sie zu verletzen. Ein die Wellenlängen der UV-Strahlung umfassender Laserstrahl wird auf die Haut geschickt, welche sich daraufhin erwärmt und kurzzeitig ausdehnt. Dabei sendet das Gewebe eine Ultraschallwelle aus, deren Messung Aufschluss über die Eindringtiefe der UV-Strahlung in die Haut gibt (vgl. "Lichtempfindlichkeit. Lasergestützte Messmethode bestimmt Hauttyp", 12. Februar 2003; Vista verde, 2003).

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3.3 Positive Wirkungen

Durch UV-Strahlung wird die Bildung von Vitamin D3 in der Haut angeregt (ADP, 2002b; Stroh & Koller, 1993/2002). Vitamin D3 spielt bei der Verwertung von Phosphor und Kalzium und somit bei Aufbau und Erhalt des Knochengewebes eine wesentliche Rolle (ADP, 2002b; SSK, 1998). Für die Produktion einer ausreichenden Menge an Vitamin D3 genügt allerdings bereits eine tägliche, zehnminütige Sonnenexposition von Gesicht und Handrücken (Baginski, 2002; SSK, 1998).

UV-Strahlung kann zur Behandlung von Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte) und Akne eingesetzt werden; die therapeutische Wirkung beruht dabei auf einer Verminderung von T-Zellen (für die Immunabwehr verantwortliche Zellen) in der erkrankten Haut und einer anschließenden Normalisierung des beeinträchtigten Aufbaus von Hornschicht und Epidermis (Baginski, 2002; SSK, 1998).

In der medizinischen Therapie wird UV-Strahlung auch verwendet, um bestimmte Empfindlichkeitsstörungen abzubauen (Medicine-Worldwide, 2003a).

Bei der Behandlung von (jahreszeitlich bedingten) Depressionen und von gestörtem Schlaf-Wach-Rhythmus kann eine Lichttherapie angewandt werden (Baginski, 2002; Medicine-Worldwide, 2003a).

Das Sonnenlicht kann das allgemeine Wohlbefinden fördern; dieses wird jedoch nicht durch UV-Strahlung, sondern durch Wärme (Infrarotstrahlung) und Helligkeit (sichtbares Licht) hervorgerufen (Baginski, 2002; SSK, 1998).

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3.4 Akute gesundheitsschädigende Wirkungen

Neben der bereits beschriebenen Pigmentierung der Haut können durch die UV-Bestrahlung weitere akute Folgen hervorgerufen werden. So wird in diesem Abschnitt auf den Sonnenbrand, seine Entstehung, Symptome und Behandlung sowie auf photoallergische Reaktionen eingegangen.

Jeder Mensch kann sich für eine gewisse Zeit ungeschützt in der Sonne aufhalten, ohne eine Hautrötung (ein Erythem) zu bekommen. Diese sogenannte Eigenschutzzeit hängt sowohl von der Intensität der UV-Bestrahlung als auch vom Hauttyp ab (vgl. Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000). Sie beträgt bei Menschen vom Hauttyp I nur 5 bis 10 Minuten, bei Hauttyp II 10 bis 20 Minuten und bei Hauttyp III 20 bis 30 Minuten; bei Menschen vom Hauttyp IV rötet sich die Haut frühestens nach 40 Minuten (Stroh & Koller, 1993/2002).
Wenn bei einer übermäßigen Sonneneinwirkung die individuelle Erythemschwelle überschritten wird, entsteht – begrenzt auf die belichteten Hautpartien – ein Sonnenbrand (Dermatitis solaris) (KID, 1999; Medicine-Worldwide, 2003b). Der Sonnenbrand stellt eine akute Lichtdermatose dar, also eine lichtbedingte Verletzung der Haut (Medicine-Worldwide, 2003b). Er wird vorwiegend von UVB-Strahlung verursacht (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; Tumorzentrum Bonn, 2000c), weshalb der UVB-Anteil des Sonnenlichts auch als "klassisches Sonnenbrandspektrum" bezeichnet wird (Eid & Schwenkmezger, 1997). Die UVB-Strahlen bewirken eine Freisetzung der Entzündungsstoffe Prostaglandine, welche Rötung, Schwellung, Brennen und Jucken der Haut auslösen. Etwa sechs bis acht Stunden nach der Sonnenbestrahlung kommt es zu einer akuten Entzündung der Haut, dem Sonnenbrand, der nach 24 bis 36 Stunden seinen Höhepunkt erreicht (vgl. Medicine-Worldwide, 2003b; Tumorzentrum Bonn, 2000c).
Der Verlauf eines Sonnenbrandes ist von der Erythemdosis abhängig; dies ist die Summe von Erythemwirksamkeit, Bestrahlungsstärke und Bestrahlungsdauer (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003a). Die Hautschädigung bei einem Sonnenbrand kann von einer leichten Entzündung bis zu einer schweren Verbrennung reichen. So werden je nach Symptomatik drei Schweregrade unterschieden: Der erste Grad äußert sich in einer schmerzhaften Rötung und Schwellung der Haut. Kommt eine Blasenbildung hinzu, spricht man vom zweiten Grad. Verbrennungen dritten Grades sind von einer weitgehenden Zerstörung und Ablösung der Epidermis gekennzeichnet (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003a; Medicine-Worldwide, 2003b). Bei schweren Sonnenbränden können zusätzlich Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Fieber und Schüttelfrost auftreten, die auf einen Hitzschlag oder Sonnenstich hinweisen. Der Sonnenbrand ist erst nach ein bis zwei Wochen vollständig ausgeheilt. Nach leichten Sonnenbränden bilden sich Lichtschwiele und Bräunung, bei schweren Sonnenbränden können auch depigmentierte Narben zurückbleiben (vgl. Medicine-Worldwide, 2003b).
Sonnenbrände, vor allem wenn sie in der Kindheit häufig auftreten, können eine spätere Entstehung von Hautkrebs begünstigen; man kann sagen: "Die Haut vergisst nichts!" (Medicine-Worldwide, 2003b). Kinder und Menschen vom Hauttyp I sind aufgrund ihrer sehr geringen Eigenschutzzeit besonders gefährdet (Sauer, 2001). So ist die Vorbeugung eines Sonnenbrandes durch geeignetes Sonnenschutzverhalten von großer Bedeutung (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000).
Falls es doch zu einem Sonnenbrand kommt, sollte eine weitere Sonneneinwirkung vermieden bzw. eine die betroffenen Körperstellen abdeckende Kleidung getragen werden (Sauer, 2001). Auch eine adäquate Behandlung ist notwendig. Bei einem leichten Sonnenbrand können Cremes, Lotionen oder Gele auf die Haut aufgetragen werden; Salben sollten jedoch nicht benutzt werden, da diese oft zu fett sind und einen Wärmestau verursachen können (Tumorzentrum Bonn, 2000c). Kühlende Umschläge oder Duschen haben bei mäßigen Sonnenbränden ohne Blasenbildung eine lindernde Wirkung (Sauer, 2001). Aufgrund des erhöhten Flüssigkeitsbedarfs des Körpers bei Verbrennungen sollte möglichst viel Wasser getrunken werden. Medikamente, welche die Bildung der Prostaglandine unterdrücken, wirken schmerzstillend und entzündungshemmend (vgl. Medicine-Worldwide, 2003b). Blasen bei einem Sonnenbrand zweiten Grades sollten nie selbst geöffnet werden, da offene Blasen stark infektionsgefährdet sind (Sauer, 2001). Ein steriles Öffnen der Brandblasen sollte von einem Hautarzt vorgenommen werden (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003a). Ein Arzt sollte auch aufgesucht werden, wenn Kleinkinder einen Sonnenbrand haben, starke Schmerzen und Symptome wie Kopfschmerzen, Erbrechen, Fieber oder Schüttelfrost auftreten (Medicine-Worldwide, 2003b; Sauer, 2001). Großflächige Verbrennungen zweiten Grades und Verbrennungen dritten Grades bedürfen einer stationären Therapie mit Cortisoninfusionen, Elektrolytkontrolle und -substitution sowie mit Antibiotikainfusionen zur Vermeidung einer bakteriellen Superinfektion (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003a).

Sonnenallergien bzw. photoallergische Reaktionen werden vorwiegend von UVA-Strahlung ausgelöst (Stroh & Koller, 1993/2002). Sie gehen mit Veränderungen in den sonnenexponierten Hautpartien einher, die sich in Rötung, Schwellung, Nässen und Blasenbildung äußern. Bei photoallergischen Hauterkrankungen können chemisch aktivierte Substanzen durch UV-Strahlung eine Sensibilisierung sowie anschließende allergische Reaktionen hervorrufen (vgl. SSK, 1998). Diese Substanzen stellen meist Duftstoffe und Emulgatoren in Sonnenschutzmitteln dar. Parfum kann bei UV-Einwirkung allergische Reaktionen verursachen, welche durch Schweiß auch noch verstärkt werden können (vgl. ADP, 2002c). Eine Reihe von Medikamenten kann bei innerlicher oder äußerer Anwendung unter UV-Bestrahlung zu teilweise erheblichen allergischen Hautreaktionen führen (Medicine-Worldwide, 2003a).

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3.5 Chronische gesundheitsschädigende Wirkungen

Wiederholte intensive UV-Bestrahlung kann dauerhafte und irreversible Schädigungen der Haut verursachen, die oft erst nach 20 bis 30 Jahren auftreten (Stroh & Koller, 1993/2002).

Einer der chronischen Lichtschäden besteht in der vorzeitigen Hautalterung, welche vor allem durch erhöhte UVA-Bestrahlung hervorgerufen wird (Interdisziplinäres Tumorzentrum Tübingen, 2003; Stroh & Koller, 1993/2002). Bei der Sonnenbestrahlung der Haut kommt es zu Wechselwirkungen von UV-Strahlung mit Bindegewebszellen, die eine verminderte Neubildung und einen gesteigerten Abbau von Kollagenfasern zur Folge haben (SSK, 1998). Die Schädigung der elastischen Fasern des Bindegewebes bewirkt ein Erschlaffen der Haut und somit eine vermehrte Faltenbildung (Tumorzentrum Bonn, 2000d). Die frühzeitige Hautalterung geht auch noch mit weiteren Veränderungen der Haut einher: So führt eine intensive UV-Bestrahlung zu Pigmentflecken, Gefäß- und Porenerweiterungen, Mitessern, Hautverdünnung, Schuppung sowie zu trockener Haut (Droste, 2002; KID, 1999; Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998).

Durch die Wirkung der UV-Strahlung auf den Zellkern kommt es zu Veränderungen der DNA, etwa zu DNA-Strangbrüchen (Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998). Bei UV-induzierten DNA-Schäden stirbt die betroffene Hautzelle entweder ab oder die Zelle beseitigt die Veränderungen der DNA durch spezielle Reparaturenzyme (Gesundheit.de, o.J.; KID, 1999). Diese Reparaturmechanismen arbeiten aber nicht immer fehlerfrei, und bei zu hohen UV-Dosen wird ihre Funktion überfordert (Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998). So können dauerhafte UV-induzierte Mutationen der Erbinformation entstehen (SSK, 1998). Vermehren sich Hautzellen mit geschädigter DNA, kann ein unkontrolliertes Zellwachstum und somit Hautkrebs die Folge sein (Gesundheit.de, o.J.). Auf das Thema Hautkrebs wird weiter unten näher eingegangen.

Falsch ist die Annahme, UV-Strahlung würde das Immunsystem stärken, da nämlich das Gegenteil der Fall ist (ADP, 2002d). Vor allem die kurzwelligen UVB-Strahlen, aber auch UVA-Strahlen haben eine immunsuppressive Wirkung; sie schwächen also das Immunsystem des gesamten Körpers (SSK, 1998). Dadurch treten Infektionskrankheiten wie Herpes simplex oder Tuberkulose häufiger auf (Medicine-Worldwide, 2003a). UV-Bestrahlung der Haut kann auch eine Akzeptanz körperfremder Stoffe ("Toleranz") bewirken (Tumorzentrum Bonn, 2000e). So deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass eine Schwächung des Immunsystems die Entstehung von Hautkrebs begünstigt, da Krebszellen nicht als entartet erkannt werden (SSK, 1998; Stroh & Koller, 1993/2002).

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4. HAUTKREBS


Durch jahrelange übermäßige Sonnenexposition besteht ein erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Die schwerwiegendste Spätfolge einer häufigen intensiven UV-Bestrahlung stellt also die Entstehung von Hautkrebs dar (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998). Im Verlauf des mehrstufigen Prozesses der Karzinogenese kommt es zu genetischen Veränderungen in der Zelle. So können UV-induzierte, vor allem durch UVB-Strahlung hervorgerufene irreversible DNA-Schäden zu einem unkontrollierten Wachstum betroffener Hautzellen und somit zur Bildung eines Hauttumors führen (vgl. SSK, 1998; Tumorzentrum Bonn, 2000f). Je nachdem, in welcher Hautschicht das Karzinom entsteht, werden drei Hautkrebsarten unterschieden: das Basaliom, das Spinaliom und das maligne Melanom (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998). Umfangreiches Bildmaterial zu den verschiedenen Ausprägungen der Hautkrebsarten findet sich etwa in der Broschüre "Erkennen Sie Hautkrebs, wenn Sie ihn sehen?" der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. und der Deutschen Krebshilfe e.V. (2000). In der Folge werden die drei Hautkarzinome näher beschrieben, wobei jeweils auf Entstehungsbedingungen und Risikofaktoren, Erscheinungsformen, Behandlung sowie Früherkennung eingegangen wird.

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4.1 Basaliom

Das Basaliom, auch als Basalzellkarzinom bezeichnet, zählt in Mitteleuropa zu den häufigsten bösartigen Tumoren und ist die am häufigsten vorkommende Hautkrebsart (Kaskel, Krähn & Peter, 2001; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b). Basaliome treten bevorzugt ab dem 60. Lebensjahr zu gleichen Teilen bei Männern und Frauen auf. Nur selten, etwa bei einer familiären genetischen Belastung, erkranken auch junge Erwachsene (vgl. Medicine-Worldwide, 2002a; Tumorzentrum Bonn, 2000g).

Die übermäßige Sonnenbestrahlung der Haut wird als Hauptursache für die Entstehung von Basalzellkarzinomen betrachtet (Medicine-Worldwide, 2002a), wobei die kumulierte UV-Lebenszeitdosis einen entscheidenden Risikofaktor darstellt (Eid & Schwenkmezger, 1997). So entstehen Basaliome vorwiegend in der Sonne verstärkt ausgesetzten Hautarealen, den sogenannten Lichtterrassen (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Tumorzentrum Bonn, 2000g). Basaliome können zwar grundsätzlich am gesamten Körper auftreten, in 80% der Fälle sind jedoch Gesicht, Kopf und Hals betroffen. Bevorzugte Stellen sind hier Nase, Lidregion, Stirn, Schläfe und Ohren. Nur 5% der Basalzellkarzinome entwickeln sich an den Extremitäten oder am Rumpf (vgl. ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Medicine-Worldwide, 2002a; Tumorzentrum Bonn, 2000g). Personen mit geringer Hautpigmentierung und erhöhter Lichtempfindlichkeit sowie Menschen, die ihren Beruf im Freien ausüben, sind besonders gefährdet, an dieser Hautkrebsart zu erkranken (Eid & Schwenkmezger, 1997; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b). Durch den Gebrauch von Sonnenschutzpräparaten mit hohem Lichtschutzfaktor (siehe dazu auch Abschnitt 5.1 Sonnenschutzmittel und Lichtschutzfaktor) und durch eingeschränkte Sonnenexposition kann der Basalzellkarzinogenese vorgebeugt werden (Medicine-Worldwide, 2002a).

Das Basaliom entsteht aus entarteten Basalzellen der epidermalen Keimschicht. Die Basalzellen verlieren auf ihrem Weg durch die Oberhaut normalerweise die Teilungsfähigkeit, sie sterben ab und bilden die Hornschicht nach. Basaliomzellen können sich aber weiterhin teilen und sind nicht in der Lage, Hornschicht aufzubauen (vgl. Medicine-Worldwide, 2002a). Basaliome wachsen sehr langsam über Monate bis Jahre und führen zu oberflächlich sichtbaren Hautveränderungen (Medicine-Wordlwide, 2002a; Tumorzentrum Bonn, 2000g).

Es gibt verschiedene Formen der Basalzellkarzinome, die in ihrem äußeren Erscheinungsbild variieren können (Medicine-Worldwide, 2002a). Patienten beschreiben das Basaliom in der Anamnese oft als nicht heilende Hautläsion oder "Pickel" (ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000). Das Basaliom ist anfangs meist ein hautfarbenes, flaches Knötchen oder eine Verhärtung der Haut, wobei die Tumoroberfläche von sehr feinen erweiterten Äderchen überzogen ist. Im Laufe der Zeit entwickelt sich das Basalzellkarzinom zu einem glasigen Tumor mit aufgeworfenem, perlschnurartigem Randsaum. Mit zunehmendem Wachstum entsteht oft in der Mitte des Basalioms eine Mulde, die mit Krusten belegt ist und bei leichten mechanischen Irritationen bluten kann (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Medicine-Worldwide, 2002a; Tumorzentrum Bonn, 2000g). Es ist möglich, dass die wahre Tumorgröße über die sichtbaren Hautveränderungen hinausreicht (Medicine-Worldwide, 2002a). Basalzellkarzinome bilden praktisch keine Metastasen (Tochtergeschwülste) im Körper, weshalb sie auch als "semimaligne" (halbbösartige) Tumore bezeichnet werden (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; Medicine-Worldwide, 2002a; Tumorzentrum Bonn, 2000g). Ohne Behandlung wächst das Basaliom kontinuierlich lokal in Breite und Tiefe und kann so zur Zerstörung der angrenzenden Gewebestrukturen, in Extremfällen auch der Knorpel und Knochen führen (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Medicine-Worldwide, 2002a; Tumorzentrum Bonn, 2000g).

Der Hautarzt kann ein Basaliom meist schon bei genauem Betrachten der betroffenen Körperstelle aufgrund der typischen Hautveränderungen erkennen. Zur Sicherung der Diagnose wird eine feingewebliche Untersuchung einer Hautprobe vorgenommen (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Medicine-Worldwide, 2002a). Eine Untersuchung mit hochauflösendem Ultraschall ist für die Planung der Behandlung nützlich, da sie eine Abschätzung der Tumorausdehnung ermöglicht (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b).
Für die Behandlung des Basalioms stehen mehrere Methoden zur Verfügung, wobei die Wahl des Therapieverfahrens vom Sitz des Tumors, seiner Ausdehnung sowie vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten abhängt (Medicine-Worldwide, 2002a). Die sicherste und am häufigsten angewandte Behandlung stellt eine Operation dar, bei welcher das befallene Hautareal herausgeschnitten wird (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Tumorzentrum Bonn, 2000g). Etwa 95% der Patienten sind nach der operativen Entfernung des Basalzellkarzinoms geheilt (Tumorzentrum Bonn, 2000g). Ähnlich gute Heilungsraten wie bei der Operation können durch eine Strahlentherapie mit Röntgenoberflächenbestrahlung erzielt werden. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die Kryochirurgie bzw. Kältetherapie, bei der eine Vereisung mit flüssigem Stickstoff erfolgt, die lokale Chemotherapie mit einem auf die Haut aufzutragenden Zytostatikum oder das oberflächliche Abkratzen mit einem scharfen Löffel (Kürettage) (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Medicine-Worldwide, 2002a; Tumorzentrum Bonn, 2000g). Da sich ein Basaliom nach der Therapie als Rezidiv an derselben Stelle oder an anderen Körperregionen erneut bilden kann, ist eine regelmäßige hautärztliche Kontrolle anzuraten (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003b; Tumorzentrum Bonn, 2000g). Bei einer frühzeitigen Behandlung des Basalzellkarzinoms kann jedoch meist eine vollständige Heilung erreicht werden (Medicine-Worldwide, 2002a). So ist – neben der Vorbeugung der Entstehung von Hautkrebs – die Früherkennung von besonderer Bedeutung. Da sich das Basaliom äußerlich sichtbar entwickelt und ohne technische Hilfsmittel erkennbar ist, bieten die immer wieder vorgenommene Selbstbeobachtung der Haut und der jährliche Besuch beim Hautarzt eine große Chance, diesen Krebs bereits in einem frühen Stadium zu entdecken (vgl. Deutsche Krebshilfe e.V., 1998).

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4.2 Spinaliom

Das Spinaliom, auch Stachelzell- oder Plattenepithelkarzinom genannt, ist der zweithäufigste Hauttumor (Tumorzentrum Bonn, 2000h). Spinaliome treten so wie Basaliome überwiegend im höheren Lebensalter auf, wobei das Durchschnittsalter bei 70 Jahren liegt (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c). Männer sind etwa doppelt so häufig von dieser Hautkrebsart betroffen als Frauen (Kaskel et al., 2001).

Als Hauptursache für die Entstehung von Stachelzellkarzinomen wird eine chronische Vorschädigung der Haut angesehen, die mit Veränderungen des genetischen Materials einhergeht und durch verschiedene Faktoren hervorgerufen werden kann. Zu diesen Faktoren zählen z.B. chronische Hautentzündungen, der Kontakt mit krebserregenden Stoffen, aber vor allem die intensive Sonnenbestrahlung der Haut (vgl. Medicine-Worldwide, 2002b). So sind wie bei Basaliomen Menschen vom Hauttyp I sowie Angehörige im Freien arbeitender Berufsgruppen besonders gefährdet, Spinaliome zu entwickeln (Eid & Schwenkmezger, 1997; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c). Spinaliome entstehen bevorzugt in verstärkt sonnenexponierten Hautarealen, weshalb sie zu etwa 90% im Gesicht auftreten (Kaskel et al., 2001; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c). Stellen wie Nase, Stirn, Schläfen, Unterlippe, Ohren, aber auch Handrücken sind vorwiegend betroffen (ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000; Deutsche Krebshilfe e.V., 1998). Durch eingeschränkte Sonnenbestrahlung kann der Stachelzellkarzinogenese weitgehend vorgebeugt werden (Medicine-Worldwide, 2002b).

Das Spinaliom geht von der epidermalen Stachelzellschicht (Stratum spinosum) aus (Medicine-Worldwide, 2002b). Durch übermäßige UV-Bestrahlung kommt es zu einem vermehrten Wachstum der Stachelzellen, welches die Entstehung einer Vorstufe (Präkanzerose) des Spinalioms, der sogenannten aktinischen bzw. solaren Keratose, zur Folge haben kann (Tumorzentrum Bonn, 2000h). Diese Vorstufe ist nicht bösartig, wird sie jedoch nicht behandelt, entwickelt sich die solare Keratose zum malignen Spinaliom (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998).

Die Präkanzerose äußert sich meist in einer scharf begrenzten Rötung, die eine raue, sandpapierartige Oberfläche aufweist (Tumorzentrum Bonn, 2000h). Hinweise auf einen bereits erfolgten Übergang zum bösartigen Spinaliom geben das Auftreten von Knötchen, Verhornungen oder Krusten (Medicine-Worldwide, 2002b). Im weiteren Krankheitsverlauf entsteht ein nach außen und innen wachsender Knoten, der bei Berührung leicht verletzt werden und bluten kann (Tumorzentrum Bonn, 2000h). Bei fortschreitendem Wachstum führt das Spinaliom zu einer Zerstörung des umgebenden Gewebes, in Extremfällen auch des Knochens und anderer Strukturen unter der Haut (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c; Medicine-Worldwide, 2002b). Im Unterschied zu den semimalignen Basaliomen verursachen Spinaliome bei etwa 5% der Patienten Lymphknoten- und Fernmetastasen. Mit zunehmender Dicke des Stachelzellkarzinoms steigt die Wahrscheinlichkeit einer Metastasierung, wobei Tumore mit einem Durchmesser von weniger als 2 cm selten Tochtergeschwülste setzen (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c; Medicine-Worldwide, 2002b; Tumorzentrum Bonn, 2000h).

Der Hautarzt kann in der Regel schon aufgrund der charakteristischen Hautveränderungen die Diagnose stellen, welche durch eine feingewebliche Untersuchung einer Hautprobe gesichert wird. Bei größeren Tumoren sind Untersuchungen bezüglich Metastasen – vor allem Ultraschalluntersuchungen der benachbarten Lymphknoten – erforderlich (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c; Medicine-Worldwide, 2002b).
Für die Behandlung von solaren Keratosen sind die Kürettage, die Vereisung mit flüssigem Stickstoff oder die lokale Chemotherapie mit Zytostatikum besonders gut geeignet (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c). Die Behandlung von Spinaliomen sollte aufgrund der Gefahr einer Metastasierung möglichst frühzeitig erfolgen (Medicine-Worldwide, 2002b). Am häufigsten und am erfolgreichsten werden Stachelzellkarzinome durch eine operative Entfernung behandelt. So besteht bei einem Tumor, der kleiner als 1 cm ist, eine Heilungschance von nahezu 100%. Eine Alternative zur Operation stellt die Strahlentherapie dar. Muss damit gerechnet werden, dass sich bereits Metastasen gebildet haben, werden auch die zugehörigen Lymphknoten entfernt. In den seltenen Fällen einer umfangreichen Metastasierung ist eine Chemotherapie des gesamten Organismus notwendig (vgl. Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003c).
Um weitere aktinische Keratosen oder beginnende Spinaliome möglichst früh zu entdecken, sind regelmäßige hautärztliche Untersuchungen in der Zeit nach der Behandlung wichtig (Tumorzentrum Bonn, 2000h). Aufgrund der äußerlich sichtbaren Entwicklung eines Spinalioms ist auch eine Selbstbeobachtung der Haut für die Früherkennung von Gewebsveränderungen von besonderer Bedeutung (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998).

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4.3 Malignes Melanom

Das maligne Melanom, welches umgangssprachlich auch als "schwarzer Hautkrebs" bezeichnet wird, ist der bösartigste Hauttumor und eine der gefährlichsten Krebsarten überhaupt, da es meist schnell wächst und auch rasch Metastasen bilden kann (Kaskel et al., 2001; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d; Koschorrek, 2002). Mehr als 80% der durch Hautkrebs bedingten Todesfälle gehen auf maligne Melanome zurück (American Academy of Dermatology, 2002a; Bertz & Wolf, 2001).

Das Melanom kann prinzipiell in jedem Alter entstehen (American Academy of Dermatology, 2002a). Am häufigsten tritt es jedoch im mittleren Lebensabschnitt, etwa im Alter von 30 bis 40 Jahren auf (Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten NRW e.V. [GBK], 2000; SSK, 1998), wobei die Patienten immer jünger werden (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998). Frauen sind etwas häufiger von einer Melanomerkrankung betroffen als Männer (GBK, 2000; KID, 2000; Koschorrek, 2002).

Die Inzidenz der malignen Melanome (die Zahl der Neuerkrankungen) ist weltweit steigend, insbesondere bei hellhäutigen Bevölkerungsgruppen vorwiegend europäischen Ursprungs (Bertz & Wolf, 2001; Kaufmann, Tilgen & Garbe, 2002). So nehmen Erkrankungen am Melanom jährlich um 6 bis 7% zu (Stroh & Koller, 1993/2002). In Österreich kommt es jedes Jahr zu etwa 2.000 neuen Melanomfällen, 300 bis 400 Patienten sterben daran (Gesund.co.at, 2002). In Deutschland sind jährlich knapp 7.000 Neuerkrankungen und rund 2.000 Todesfälle zu verzeichnen (ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000; KID, 2000; Koschorrek, 2002). In der Schweiz erkranken bis zu 1.000 Menschen pro Jahr an einem Melanom (Medizinische Fakultät der Universität Zürich, 2002).

Die steigende Inzidenz der Melanomerkrankung macht die Notwendigkeit von Maßnahmen zur primären Prävention und Früherkennung deutlich, deren Voraussetzung die Kenntnis von Risikofaktoren für die Entstehung eines malignen Melanoms ist (Doll, Balda & Breit, 2000). Man kann zwischen konstitutionellen bzw. Dispositions- und exogenen bzw. Expositionsfaktoren unterscheiden (Bertz & Wolf, 2001; Doll et al., 2000; SSK, 1998).

Unter den prädisponierenden Einflussgrößen spielen Pigmentmale (Muttermale, Leberflecken) eine wesentliche Rolle. Leberflecken sind primär gutartige Wucherungen der das Pigment Melanin bildenden Zellen der Epidermis, der Melanozyten (Medicine-Worldwide, 2002c). Pigmentmale sind nur sehr selten angeboren oder bereits bei Neugeborenen vorhanden (Doll et al., 2000; Medicine-Worldwide, 2002c). Vielmehr werden sie im Laufe der Kindheit erworben, ihre Anzahl nimmt mit steigendem Lebensalter zu (Bertz & Wolf, 2001; Medicine-Worldwide, 2002c). Im Durchschnitt hat der erwachsene Mensch etwa 25 Pigmentmale (Tumorzentrum Bonn, 2000j). Die einfachste Form der Pigmentmale wird durch eine vermehrte Anzahl und Aktivität der Melanozyten hervorgerufen. Die eigentlichen Leberflecken, die sogenannten Nävuszellnävi, entstehen durch an der Grenzschicht zwischen Ober- und Unterhaut angehäuften Nävuszellen, einer harmlosen Abart der Melanozyten (vgl. Medicine-Worldwide, 2002c). Nävuszellnävi haben eine runde oder ovale Form, eine regelmäßige Begrenzung und eine gleichmäßige hell- bis dunkelbraune Farbe (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d).
Den bedeutendsten Risikofaktor für das Auftreten des malignen Melanoms stellt die Anzahl der erworbenen Nävuszellnävi dar. Epidemiologische Studien zeigen, dass das relative Risiko, an einem Melanom zu erkranken, bei Erwachsenen mit mehr als 40 Pigmentmalen fünf- bis fünfzehnfach erhöht ist (ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000; SSK, 1998).
Nävuszellnävi können sich durch die Bildung atypischer Zellen zu sogenannten dysplastischen Nävuszellnävi weiterentwickeln. Diese Pigmentmale weisen eine auffällige Struktur auf: Ihr Durchmesser ist meist größer als 5 mm, sie haben eine unscharfe und unregelmäßige Begrenzung sowie häufig unterschiedliche Farbschattierungen. Da bei dysplastischen Nävi ein erhöhtes Entartungsrisiko zu einem malignen Melanom besteht, sollten sie frühzeitig operativ entfernt werden (vgl. GBK, 2000; KID, 2000; Lifeline, 2002; Medicine-Worldwide, 2002c).
Auch bei der Geburt schon vorhandene oder im Neugeborenenalter auftretende, sogenannte kongenitale Nävi, bergen ein Risiko für die Entstehung maligner Melanome (Doll et al., 2000). Die Gefahr einer Entartung ist vor allem bei sehr großen, zum Teil ganze Körperpartien bedeckenden, eventuell auch behaarten kongenitalen Nävi hoch (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; Kaufmann & Linzbach, 2003).

Für die Entwicklung eines Melanoms wird eine erbliche Veranlagung angenommen, da der schwarze Hautkrebs familiär gehäuft vorkommen kann. So besteht in manchen Familien ein erhöhtes Risiko, an dieser Tumorart zu erkranken. Besonders gefährdet sind Menschen, in deren näheren Verwandtschaft Melanome aufgetreten sind und zahlreiche Muttermale oder dysplastische Nävuszellnävi beobachtet werden können sowie Personen, die bereits selbst ein Melanom hatten (vgl. American Academy of Dermatology, 2002b; KID, 2000; Koschorrek, 2002; Lifeline, 2000).

Auch der individuelle Hauttyp kann als prädisponierende Einflussgröße für die Bildung eines Melanoms gewertet werden. Lichtempfindliche und zu Sonnenbrand neigende Menschen, die dem Hauttyp I oder II zugeordnet werden können, tragen ein drei- bis vierfach höheres relatives Risiko, ein Melanom zu entwickeln, als Personen vom Hauttyp III oder IV (vgl. Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; Kaskel et al., 2001; KID, 1999; SSK, 1998).

Neben den eben angeführten konstitutionellen Faktoren für die Melanomentstehung spielt unter den exogenen Faktoren die UV-Bestrahlung eine zentrale Rolle (Kaufmann et al., 2002). Basaliome und Spinaliome bilden sich vorwiegend auf chronisch lichtgeschädigter Haut infolge übermäßiger UV-Belastung. Dies gilt auch für eine spezielle Form des schwarzen Hautkrebses, für das Lentigo-maligne-Melanom (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; KID, 1999). Es entsteht im Laufe von Jahren bzw. Jahrzehnten aus einer Krebsvorstufe, der Lentigo maligna (Lifeline, 2002). Dieser Melanomvorläufer kann etwa ab dem 50. Lebensjahr bevorzugt im Gesicht auftreten und stellt sich meist als unscharf und unregelmäßig begrenzter, graubrauner bis schwarzer, im Hautniveau liegender Fleck dar (KID, 2000; Lifeline, 2002).
Der Zusammenhang zwischen häufiger UV-Bestrahlung und der Entstehung eines Hauttumors ist bei der Karzinogenese weiterer Formen des Melanoms nicht so eindeutig (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; Stroh & Koller, 1993/2002). Eine Risikoerhöhung ergibt sich hier weniger aus der kumulativen UV-Gesamtdosis, sondern eher aus intermittierender Sonnenexposition und damit verbundenen Sonnenbränden in Kindheit und Jugend (Latzke, 2003; SSK, 1998; Stroh & Koller, 1993/2002). Mit intermittierender Sonnenexposition ist eine wiederholte kurzfristige, aber intensive Sonneneinwirkung gemeint (GBK, 2000; Latzke, 2003). Vor allem Menschen mit vorwiegender Bürotätigkeit setzen sich im Urlaub einer "überfallsartigen" Sonnenbestrahlung aus, wobei ihre nicht vorgebräunte Haut die Sonne nicht gewöhnt ist (Kaskel et al., 2001; Latzke, 2003; Stroh & Koller, 1993/2002). Als Maß für die Intensität intermittierender Sonnenexposition in der Freizeit kann die Zahl schmerzhafter Sonnenbrände herangezogen werden (Bertz & Wolf, 2001; Doll et al., 2000). Schwere, insbesondere in der Kindheit und Jugend vor dem 15. Lebensjahr oftmals aufgetretene Sonnenbrände steigern das Risiko, im Erwachsenenalter an einem malignen Melanom zu erkranken (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; KID, 2000; Latzke, 2003). Zudem nimmt die Anzahl der bis zum sechsten Lebensjahr erworbenen Pigmentmale mit der Häufigkeit der erlittenen Sonnenbrände infolge einer übermäßigen UV-Exposition zu (ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000). So wurde in Studien gezeigt, dass die Dauer von Badeurlauben im Süden unabhängig von anderen Einflussgrößen hochsignifikant und positiv mit der Zahl der Pigmentmale bei Kindern korreliert (SSK, 1998). Intensive Sonnenbestrahlung führt durch die Zunahme von Pigmentmalen auch zu einer größeren Gefahr, im späteren Leben ein Melanom zu entwickeln. Die Zahl der Pigmentmale stellt somit einen durch äußere Faktoren beeinflussbaren konstitutionellen Risikofaktor dar (vgl. Bertz & Wolf, 2001).
Neben der Sonnenbestrahlung als bedeutendster exogener Faktor scheinen auch künstliche UV-Quellen mit der Entstehung von malignen Melanomen in Zusammenhang zu stehen. So weisen Benutzer von UV-Lampen und Solarien ein erhöhtes Risiko auf, an einem Melanom zu erkranken (vgl. Kaskel et al., 2001; Lifeline, 2002).

Das Melanom geht von den pigmentbildenden Melanozyten der Epidermis aus. Wie bereits erwähnt äußern sich gutartige Vermehrungen dieser Zellen in Pigmentmalen. Kommt es jedoch zu einem unkontrollierten Wachstum der Melanozyten, so entsteht ein Hauttumor (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d; Koschorrek, 2002). Etwa 50% der Melanome entwickeln sich auf normaler Haut, rund 30% der Erkrankungen bilden sich aus seit Jahren bestehenden gutartigen Pigmentmalen oder aus bereits veränderten atypischen Nävi (Kaskel et al., 2001; Koschorrek, 2002; Tumorzentrum Bonn, 2000i). Die restlichen Fälle entstehen unter anderem aus behaarten kongenitalen Nävuszellnävi oder aus einer Lentigo maligna (Koschorrek, 2002).

Maligne Melanome können an allen Stellen der Haut vorkommen, wobei sie oft an Körperarealen auftreten, die nicht einer vermehrten Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998). Während das Melanom bei Männern vorwiegend am Rumpf, insbesondere am Rücken lokalisiert ist, sind bei Frauen am häufigsten die unteren Extremitäten, vor allem die Unterschenkel betroffen (Bertz & Wolf, 2001; Kaskel et al., 2001). In manchen Fällen kann sich das Melanom auch an schlecht einsehbaren Körperstellen wie am behaarten Kopf, unter Finger- oder Fußnägeln, in den Zehenzwischenräumen, an den Fußsohlen, im Genitalbereich sowie an den Schleimhäuten bilden (Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; Koschorrek, 2002).

Das äußere Erscheinungsbild der malignen Melanome ist vielfältig. Sie können sich als schwarze, braune, rötliche, graue, bläuliche und sogar – wenn auch sehr selten – als völlig pigmentfreie, flache oder knotig erhabene Tumore bemerkbar machen. Die Umrandung ist häufig unscharf und fransig. Bei Verletzungen können Melanome leicht bluten. Im Laufe der Zeit nehmen sie an Größe zu, ihre Oberfläche kann sich verändern (vgl. Koschorrek, 2002; Lifeline, 2002).

Bei gutartigen Pigmentmalen vermehren sich die Melanozyten gleichmäßig am Übergang von der Epidermis zur Lederhaut. Beim malignen Melanom wuchern die Krebszellen jedoch ungleichmäßig, dringen in die Lederhaut ein und können so in die Blutbahn vorstoßen (vgl. ADP, 2002e). Wenn Tumorzellen in das Blut- und Lymphsystem gelangen, kann es zur Metastasenbildung in allen anderen Körperarealen kommen. So stellt das maligne Melanom eine lebensbedrohliche Erkrankung dar (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d). Die Krebszellen wachsen sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung. Die Invasionstiefe des Tumors (vertikales Wachstum) spielt bei der Bestimmung des Krankheitsstadiums eine entscheidende Rolle (vgl. Medicine-Worldwide, 2002d). Nach der Klassifikation der "Union Internationale Contre Le Cancer" (UICC) (1987, zitiert nach ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000) kann die Erkrankung an einem malignen Melanom in vier Stadien eingeteilt werden: Das Stadium I ist durch eine Invasionstiefe von weniger als 0.75 mm ohne nachweisbare Metastasierung gekennzeichnet. Eine Eindringtiefe von 1 mm wird – nach dem "National Institute of Health" (NIH) (1993, zitiert nach ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2000) – als Grenze für das Frühstadium definiert. Im Stadium II ist das Melanom bereits stärker invasiv, wobei sich auch hier noch keine Metastasen gebildet haben. Im Stadium III kommt es zum Befall benachbarter Lymphknoten und im Stadium IV zur Fernmetastasierung in anderen Körperregionen.

Zur Beurteilung von Pigmentmalen untersucht der Hautarzt den Körper auf mögliche Hautveränderungen. Zusätzlich kann eine Dermatoskopie durchgeführt werden, bei welcher eine stark vergrößernde Lupe mit eingebauter Lampe an die Hautoberfläche gehalten wird. Erhärtet der Befund der auflichtmikroskopischen Untersuchung den Verdacht auf ein Melanom, wird der Hauttumor mittels Ultraschall betrachtet. Je nach geschätzter Tumordicke erfolgt eine Durchuntersuchung der zugehörigen Lymphknoten und anderer Organsysteme auf eventuell vorliegende Metastasen (vgl. Lifeline, 2002).

Bei malignen Melanomen ist die Operation die Methode der ersten Wahl. Es wird nicht nur die gesamte äußerlich sichtbare Hautveränderung, sondern auch ein Saum gesunden Gewebes herausgeschnitten. Nach der operativen Entfernung des Melanoms und bei unauffälliger Durchuntersuchung benötigen viele Patienten keine weitere Therapie. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen, bei welchen Haut, Lymphknoten und Blut kontrolliert werden, sind jedoch erforderlich. Liegen Metastasen in anderen Organsystemen vor, ist eine weitere Behandlung notwendig, bei der verschiedene Therapieformen entweder einzeln oder in Kombination angewandt werden können: Bei der Chemotherapie werden Zytostatika in die Vene gespritzt oder als Tablette verabreicht; das derart in den Blutkreislauf gelangende Medikament kann so den gesamten Organismus erreichen und Tumorzellen abtöten. Die Immuntherapie versucht, das körpereigene Abwehrsystem zur Bekämpfung des Tumors anzuregen. Bei der Strahlentherapie werden die Tumorzellen mit hochenergetischer Strahlung zerstört und am weiteren Wachstum gehindert (vgl. Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d; Lifeline, 2002).

Alle Melanompatienten sollten regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wahrnehmen, deren Umfang und Frequenz sich unter anderem am Tumorstadium orientiert. Die Nachsorge sollte in den ersten 5 postoperativen Jahren intensiv sein, weil hier 90% der Metastasen auftreten. Da sich aber auch noch später Metastasen bilden können, werden Kontrollen generell über einen Zeitraum von 10 Jahren empfohlen (vgl. Kaufmann et al., 2002).

Die Prognose hängt von der Invasionstiefe des Melanoms bei Diagnosestellung ab. Ist es weniger als 0.75 mm in das Gewebe eingedrungen und hat es die Lederhaut gar nicht oder nur vereinzelt erreicht, ist die Prognose relativ gut (vgl. Kaskel et al., 2001; Koschorrek, 2002). Mit einer schlechteren Prognose ist zu rechnen, wenn sich der Tumor mehr als 1 mm ausgedehnt hat oder das Wachstum tief in die Lederhaut vorangeschritten ist (Koschorrek, 2002). Zu den prognostischen Faktoren bei malignen Melanomen ohne Metastasierung zählt auch das Geschlecht. So ist hier die Prognose für Männer signifikant schlechter als für Frauen (vgl. Kaufmann et al., 2002). Sehr ungünstig ist die Prognose bei Vorliegen von Tochtergeschwülsten in benachnarten Lymphknoten; sie ist äußertst schlecht, wenn sich bereits Metastasen in Lunge, Leber, Knochen oder Gehirn gebildet haben (Koschorrek, 2002; Tumorzentrum Bonn, 2000i). Der lebensbedrohliche Krankheitsverlauf des malignen Melanoms macht die zentrale Bedeutung der primären Prävention, also der Vorbeugung dieser Krebsart, deutlich. Auch die Früherkennung (sekundäre Prävention) spielt eine entscheidende Rolle, denn je eher das Melanom entdeckt und somit behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen (Tumorzentrum Bonn, 2000i). So ist das Melanom in einem frühen Stadium meist völlig heilbar (Koschorrek, 2002).

Zur frühzeitigen Erkennung eines entstehenden Melanoms sind regelmäßige, vor allem für Menschen mit erhöhtem Risiko mindestens jährliche hautärztliche Kontrolluntersuchungen wichtig (Kaufmann & Linzbach, 2003; Medicine-Worldwide, 2002d). Eine deutliche Verbesserung der Früherkennung kann durch eine Dermatoskopie erzielt werden, bei der eine Bildanalyse und Bilddokumentation vorgenommen wird. Die untersuchten Pigmentmale werden fotografisch aufgezeichnet, die digitalen Bilder werden anschließend in ein Dokumentations- und Archivierungssystem eingespielt. Die bezüglich Strukturen und Farben detailreichen Aufnahmen werden anhand der ABCD-Regel der Dermatoskopie (siehe dazu auch weiter unten) auf Melanomverdacht eingestuft. Der wesentliche Vorteil dieser Methode der Dermatoskopie besteht in der Bilddokumentation der Pigmentmale, weil sich dadurch bei jeder Kontrolluntersuchung eventuelle Veränderungen der Nävi gut feststellen lassen (vgl. Horsch et al., 1998).

Berwick et al. (zitiert nach Kaskel et al., 2001) konnten nachweisen, dass es auch durch Selbstuntersuchungen der Haut möglich ist, die Melanom-Morbidität und -Mortalität zu verringern. So stellt die regelmäßige Selbstuntersuchung, die jeder Mensch durchführen kann und sollte, eine bedeutende vorbeugende Maßnahme dar (Lifeline, 2002). Insbesondere bereits an einem Melanom operierte Personen, Angehörige eines Melanompatienten sowie Menschen mit sehr vielen Pigmentmalen sollten alle Muttermale und Flecken der Haut auf Veränderungen kontrollieren (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d; Tumorzentrum Bonn, 2000j). Um alle Regionen am komplett entkleideten Körper zu sehen, können ein bodenlanger Spiegel und ein Handspiegel verwendet werden. Auch die Familie sollte in die Untersuchung einbezogen werden, da sich Melanome auch an sehr schlecht einsehbaren Stellen, etwa am behaarten Kopf, bilden können (vgl. Tumorzentrum Bonn, 2000j). Eine anschauliche Anleitung zur Selbstuntersuchung erhält man z.B. auf einer Internetseite des Tumorzentrums Bonn (2000j).

Hilfreich für die Früherkennung des malignen Melanoms ist die Beurteilung von Pigmentmalen nach der sogenannten ABCDE-Regel:

Asymmetrie:  Auffällig ist ein Pigmentmal, das eine nicht gleichmäßig runde oder ovale Form aufweist; die eine Hälfte des Leberflecks lässt sich nicht auf die andere Hälfte spiegeln.
Begrenzung:  Zu der umgebenden Haut unscharf bzw. verwaschen abgrenzende Pigmentmale sowie Muttermale mit unregelmäßigen Ausfransungen oder Ausläufern müssen genau beobachtet werden.
Colorierung:  Schwarze und auch uneinheitlich gefärbte – hell- und dunkelbraune, rötliche, graue und bläuliche – Muttermale sind verdächtig.
Durchmesser:  Pigmentmale, die an Größe zunehmen oder größer als 5 mm sind, müssen dem Hautarzt gezeigt werden.
Erhabenheit:  Ein Pigmentmal, das eine erhabene Oberfläche bildet, sollte kontrolliert werden (vgl. Deutsche Krebshilfe e.V., 1998; Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d; Koschorrek, 2002; Tumorzentrum Bonn, 2000j).

Bildmaterial zur Verdeutlichung der ABCDE-Regel findet sich auf einer Internetseite des Vereins zur Bekämpfung des Hautkrebses e.V. (2003). Da jede pigmentierte Hautveränderung und vor allem juckende und blutende Pigmentmale verdächtig sind, sollten diese auf jeden Fall vom Hautarzt kontrolliert werden (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, 2003d).

Die Österreichische Krebshilfe bietet im Internet einen sogenannten SunCheck an, in welchem einige Punkte der eben angeführten ABCDE-Regel zur Früherkennung maligner Melanome abgefragt werden. In der anschließenden Auswertung wird auf das Ausmaß der individuellen Gefährdung hingewiesen.

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5. SONNENSCHUTZ


Da die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs in übermäßiger UV-Exposition und häufig aufgetretenen Sonnenbränden insbesondere in Kindheit und Jugend liegt, kann die steigende Inzidenz aller Hautkrebsarten (SSK, 1998) vor allem auf das Verhalten bzw. den Lebensstil der Menschen zurückgeführt werden (siehe dazu auch Abschnitt 6. Risikoverhalten). So spielt bei der Hautkrebsprävention die Aufklärung über adäquates Sonnenschutzverhalten eine zentrale Rolle. In der Folge soll vermittelt werden, wie man sich optimal schützen kann und worauf man achten muss, wenn man sich der Sonne aussetzt.

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5.1 Sonnenschutzmittel und Lichtschutzfaktor

Beim Aufenthalt in der Sonne ist der Gebrauch von Sonnenschutzmitteln von größter Bedeutung. Diese sind als Creme, Milch, Gel oder Öl erhältlich (Melanom.net, 2002). Sonnenschutzpräparate enthalten Stoffe, die das Eindringen der UV-Strahlung in die Haut verhindern bzw. reduzieren. Nach ihrer Wirkungsweise können zwei Arten von Sonnenschutzmitteln unterschieden werden: Chemische Produkte mit einem oder zwei UV-Filtern nehmen die UV-Strahlung in der Haut auf und wandeln sie in unschädliche Wärmestrahlung um. Je nachdem auf welche Wellenlängen sich die Wirkung bezieht, gibt es UVB- und UVA-Filter sowie kombinierte Breitbandfilter. Physikalische Produkte beinhalten mineralische UV-Filter (Mikropigmente). Diese Pigmentpartikel dringen nicht in das Gewebe ein, sondern reflektieren die UV-Strahlen an der Hautoberfläche. Bei der Anwendung dieser Sonnenschutzmittel kann sich ein weißlicher Film auf der Haut bilden (vgl. Sauer & Goronzy, 2002; Tumorzentrum Bonn, 2000k). Moderne Breitspektrum-Sonnenschutzpräparate weisen meist ein bis zwei UVB-Filter, einen UVA-Filter sowie zusätzliche Mikropigmente auf (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000).

Neben dem Breitspektrumschutz müssen qualitätvolle Sonnenschutzmittel weitere Anforderungen erfüllen: Sie sollten photostabil sein, d.h. sich unter UV-Bestrahlung nicht zersetzen. Sie müssen gut auf der Hautoberfläche haften, schweiß- und wasserfest, stabil gegen Hitze sowie gut verträglich sein (vgl. Sauer & Goronzy, 2002; Maier, 2002).
Überdies sind Sonnenschutzpräparate in ihrer Wirksamkeit durch den sogenannten Lichtschutzfaktor (LSF) charakterisiert. Dieser wird auf dem Produkt als Zahl angeführt und informiert über die Sonnenschutzwirkung gegen UVB-Strahlung bzw. gegen Sonnenbrand (vgl. Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000). Der LSF gibt an, um wieviel sich die Eigenschutzzeit einer Person bei Anwendung des Sonnenschutzmittels verlängert, ehe eine Hautrötung auftritt (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; Maier, 2002; Tumorzentrum Bonn, 2000k). Die Gesamtschutzzeit kann durch Multiplikation von Eigenschutzzeit und LSF errechnet werden. Bei einer Eigenschutzzeit von 20 Minuten und einem LSF von 9 kann man sich z.B. ungefähr 180 Minuten, also rund 3 Stunden, in der Sonne aufhalten, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen (vgl. Melanom.net, 2002). Der LSF sollte jedoch nur als Anhaltspunkt für die Verlängerung der Eigenschutzzeit angesehen werden, denn in der Anwendung kann sich die Wirkung gegenüber der im Labor ermittelten Werte um bis zu zwei Drittel reduzieren. So sollten insbesondere bei nicht vorgebräunter Haut ein Sonnenschutzpräparat mit höherem LSF gebraucht und nur 60% der errechneten Gesamtschutzzeit ausgenutzt werden (vgl. ADP, 2002f). Zudem ist die Wirkung des angegebenen LSF nur gewährleistet, wenn das Sonnenschutzmittel auch in der vom Testprotokoll vorgeschriebenen Menge von 2 mg pro cm2 auf die Haut aufgetragen wird. Für das Eincremen des gesamten Körpers benötigt man etwa 30 g (vgl. Maier, 2002; Melanom.net, 2002).

In Europa wird der UVB-Lichtschutzfaktor nach der Norm des Dachverbandes der europäischen Kosmetikindustrie COLIPA ermittelt, wobei die helle Haut eines Nordeuropäers die Messgrundlage darstellt (Maier, 2002; Sauer & Goronzy, 2002). Nach europäischem Standard gibt es Lichtschutzfaktoren zwischen 5 und 35. Darüber liegende Werte deuten auf die amerikanische oder australische Norm hin, bei welcher der sogenannte Sun Protection Factor (SPF) doppelt so hoch angegeben wird als der europäische LSF (Sauer & Goronzy, 2002).
Zur Bestimmung des UVA-Schutzes ist derzeit noch keine Standardisierung vorhanden (Maier, 2002; Sauer & Goronzy, 2002). Die Schutzeinteilung kann hier nicht nach dem Kriterium "Sonnenbrand" erfolgen, da UVA-Strahlung nur in sehr hohen Dosen eine Hautrötung hervorruft. So orientiert man sich bei den Angaben des UVA-Schutzes eher an der Verhinderung der Sofortpigmentierung (vgl. Tumorzentrum Bonn, 2000k).

Die Auswahl eines geeigneten Sonnenschutzmittels hängt unter anderem von der Sonnenintensität ab, die je nach Tages- und Jahreszeit, Höhe über dem Meeresspiegel, geographischer Breite sowie Witterungseinflüssen schwankt (ADP, 2002g; Tumorzentrum Bonn, 2000k). Bei einem Aufenthalt im Gebirge, z.B. am Gletscher, und im Süden wird ein Sonnenschutzpräparat mit hohem LSF benötigt (Maier, 2002). Auch die Vorbräunung der Haut, also inwieweit die Haut die Sonne gewöhnt ist, spielt beim LSF eine Rolle (Tumorzentrum Bonn, 2000k). Doch vor allem der individuelle Hauttyp ist bei der Wahl eines adäquaten Produkts von entscheidender Bedeutung. Da ein Sonnenschutzmittel mit einem dem Hauttyp angemessenen LSF verwendet werden sollte, wird für jeden Hauttyp ein Mindestlichtschutzfaktor empfohlen (ADP, 2002g; Tumorzentrum Bonn, 2000k). Menschen vom Hauttyp I mit einer Eigenschutzzeit von etwa 5 Minuten sollten mindestens einen LSF von 15 gebrauchen. Bei Hauttyp II mit ungefähr 10 Minuten Eigenschutz wird zu einem LSF von 9 bis 14 geraten. Personen, die dem Hauttyp III zugeordnet werden können und über eine Eigenschutzzeit von rund 20 Minuten verfügen, sollten einen LSF von 5 bis 8 heranziehen. Bei Hauttyp IV mit über 40 Minuten Eigenschutz sollte ein Produkt mit einem LSF von 2 bis 4 verwendet werden (Tumorzentrum Bonn, 2000k).
Der Hauttyp der Kinder lässt sich nicht innerhalb dieses Schemas einordnen (Deutsche Krebshilfe e.V., 2000c). Kinder sind durch UV-Strahlung stärker gefährdet, da ihre Haut empfindlicher und dünner ist als jene der Erwachsenen (Nöltner, 2001). Bei Kindern sind die körpereigenen Schutzmechanismen gegenüber UV-Strahlen, wie Pigment- und Lichtschwielenbildung, noch nicht voll entwickelt (Latzke, 2003). So sollte für Kinder auf jeden Fall ein Sonnenschutzmittel mit einem LSF von mindestens 15 gewählt werden, um einen Sonnenbrand zu vermeiden (Nöltner, 2001). Neugeborene und Säuglinge sollten gar nicht der Sonne ausgesetzt werden, da ihre Haut etwa zehnmal dünner ist als jene der Erwachsenen (Medicine-Worldwide, 2003a; Melanom.net, 2002).

Für eine gute Schutzwirkung ist nicht nur ein ausreichend hoher LSF besonders wichtig, sondern auch die richtige Anwendung des Sonnenschutzmittels. Sonnenschutzpräparate müssen etwa 30 Minuten vor dem Sonnenaufenthalt in genügender Menge aufgetragen werden. Die chemischen Filter müssen sich erst auf der Hornschicht verteilen, um ihre Wirkung entfalten zu können (Latzke, 2003; Maier, 2002; Medicine-Worldwide, 2003a).
Besonders empfindliche Körperstellen benötigen intensiven Schutz und einen hohen LSF. Zu diesen sogenannten Sonnenterrassen zählen Nasenrücken, Stirn, Ohren, Kopfhaut, Kinn und Fußrücken (vgl. ADP, 2002g). Auch für die Lippen sollte man einen LSF von etwa 30 verwenden, da hier die natürlichen Schutzmechanismen der Bräunung und Lichtschwielenbildung fehlen (Latzke, 2003).
Beim Aufenthalt in der Sonne sollte der Schutzfilm auch nach dem ersten Eincremen regelmäßig, etwa alle zwei Stunden erneuert werden. Dies sollte jedoch vor allem bei starkem Schwitzen und nach dem Baden schon früher geschehen. Auch als "wasserfest" deklarierte Sonnenschutzmittel können beim Schwimmen abgeschwemmt werden und sind durch das anschließende Abtrocknen nur noch begrenzt wirksam (vgl. "Guter, teilweise preiswerter Sonnenschutz", 29. Juni 2000; Maier, 2002; Melanom.net, 2002). Zu bedenken ist dabei aber, dass das Nachcremen die Schutzzeit nicht verlängert (ADP, 2002g). Wenn man länger in der Sonne bleiben möchte, sollte man daher von Anfang an einen höheren LSF wählen (Melanom.net, 2002).
Unverträglichkeiten gegenüber Sonnenschutzpräparaten sind häufig zu beobachten. Durch das Zusammenwirken von Sonnenstrahlung mit einem fetthältigen Sonnenschutzmittel kann ein sehr unangenehmer, akneähnlicher Hautausschlag, die sogenannte Mallorca Akne, entstehen. Betroffene sollten daher ein fettfreies Sonnenschutzprodukt, etwa ein Gel, verwenden (vgl. Maier, 2002).

Der Gebrauch von Sonnenschutzmitteln steht eigentlich an letzter Stelle der sinnvollen Sonnenschutzmaßnahmen. Sie sollten dann angewandt werden, wenn die anderen Möglichkeiten des Sonnenschutzes, die im folgenden Abschnitt beschrieben werden, nicht in Frage kommen (z.B. im Badeurlaub) (vgl. Latzke, 2003).

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5.2 Weitere Möglichkeiten des Sonnenschutzes

Der beste Schutz der Haut vor den schädlichen UV-Strahlen besteht darin, die Sonne zu meiden. Vor allem zu Mittag zwischen 11 und 15 Uhr sollte der Schatten bevorzugt werden, da in dieser Zeit die Sonnenstrahlung besonders intensiv ist (vgl. Latzke, 2003).

Beim Aufenthalt in der Sonne müssen die Augen mit einer Sonnenbrille vor der UV-Strahlung geschützt werden. Dunkle Gläser ohne ausreichenden UV-Schutz sind jedoch gefährlich, da durch die erweiterten Pupillen mehr UV-Licht eindringen kann als bei ungeschützten Augen. So sollten nur Sonnenbrillen benutzt werden, welche UVA- und UVB-Strahlen zu 100% absorbieren (vgl. Medicine-Worldwide, 2003a; Nöltner, 2001).

Kopf und Nacken sollten insbesondere bei Kindern mit einer Kopfbedeckung geschützt werden. Ein Hut oder eine Kappe mit breiter Krempe kann auch dem Gesicht Schatten spenden. Überdies kann eine Kopfbedeckung einem Hitzschlag vorbeugen (vgl. Medicine-Worldwide, 2003a; Nöltner, 2001).

Eine der bedeutendsten Maßnahmen des Sonnenschutzes ist das Tragen von Kleidung in der Sonne (Maier, 2002). Dunkle und dicht gewebte Stoffe haben besonders gute Filtereigenschaften (Melanom.net, 2002; Latzke, 2003). Etwa bei Polyester werden die Strahlen am stärksten abgehalten; die höchste Lichtdurchlässigkeit besitzen hingegen Baumwolle, Viscose und Leinen (Latzke, 2003). Im Gegensatz zu sichtbarem Licht können UV-Strahlen auch durch die Faser selbst dringen. Der sonnenschützende Effekt der Kleidung kann daher nur näherungsweise überprüft werden, indem man den Stoff gegen das Licht hält (vgl. Kaskel et al., 2001). Zu bedenken ist ferner, dass ein Kleidungsstück in nassem Zustand eine weitaus höhere UV-Durchlässigkeit hat (Latzke, 2003).
Neue Technologien können den Sonnenschutz der Kleidung wesentlich verbessern. So wird versucht, bereits bei der Textilherstellung UV-absorbierende Mikropigmente fest in der Polyestermatrix zu verankern. Derartige Kleidung mit integriertem Sonnenschutz wird mit dem "UV-Protektions-Faktor" (UPF) gekennzeichnet, welcher die Filterwirkung des Stoffes angibt. In Europa werden nur solche Textilien ausgezeichnet, die einen UPF von mindestens 30 aufweisen und bei welchen der durchdringende UVA-Anteil unter 5% liegt (vgl. ADP, 2002f; Latzke, 2003; Stroh & Koller, 1993/2002). Auch spezielle Waschmittel werden entwickelt, die in geringer Konzentration UV-Absorber enthalten und den UV-Schutz der Kleidung erhöhen können (Latzke, 2003; Stroh & Koller, 1993/2002).

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5.3 Optimales Sonnenschutzverhalten

In der Folge werden die wichtigsten Punkte eines optimalen Sonnenschutzverhaltens, die gleichsam als "Sonnenschutzregeln" angesehen werden können, zusammenfassend dargestellt:

  • Eine zu intensive Sonnenbestrahlung und Sonnenbrände sollten stets vermieden werden. Vor allem Kinder und Personen vom Hauttyp I und II sollten in der Sonne besonders vorsichtig sein (Melanom.net, 2002; SSK, 1998; Tumorzentrum Bonn, 2000l).

  • Die Dauer der Sonnenexposition sollte sich nach dem individuellen Hauttyp richten. Zur Sicherheit sollten nur etwa 60% der berechneten Gesamtschutzzeit ausgenutzt werden (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; Umweltfibel, 2002).

  • Die Haut sollte langsam an die Sonnenbestrahlung gewöhnt werden, weshalb man sich in den ersten Sonnen- und Urlaubstagen länger im Schatten aufhalten und einen hohen LSF verwenden sollte (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; Tumorzentrum Bonn, 2000l).

  • Da zwischen 11 und 15 Uhr mittags die Sonne am höchsten steht und somit die UV-Strahlung am intensivsten ist, sollte man in dieser Zeit die Sonne meiden und im Schatten bleiben (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; Tumorzentrum Bonn, 2000l). Auch bei hohem UV-Index (siehe dazu auch Abschnitt 5.4 UV-Index) sollte man nicht in die Sonne gehen (Stroh & Koller, 1993/2002).

  • Der beste Sonnenschutz kann durch sonnendichte Kleidung erzielt werden. Das Tragen einer Kopfbedeckung sowie einer die UVA- und UVB-Strahlen absorbierenden Sonnenbrille sind ebenfalls wichtig (SSK, 1998; Tumorzentrum Bonn, 2000l).

  • Die von der Kleidung unbedeckten Körperpartien sollten mit einem Sonnenschutzmittel eingecremt werden, das sowohl im UVB- als auch im UVA-Bereich schützt und einen ausreichend hohen LSF aufweist (Deutsche Krebshilfe e.V., 2000d; Stroh & Koller, 1993/2002).

  • Sehr stark sonnenexponierte und daher besonders sonnenbrandgefährdete Körperstellen erfordern einen intensiven Schutz. Diese auch als Sonnenterrassen bezeichneten Körperregionen sind unter anderem Nasenrücken, Stirn, Ohren, Kopfhaut, Lippen, Kinn, Schultern und Fußrücken (ADP, 2002g; Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000).

  • Neugeborene und Säuglinge sollten gar nicht der Sonne ausgesetzt werden. Die besonders empfindliche Kinderhaut sollte mit hohem LSF (mindestens 15) und sonnendichter Kleidung geschützt werden; für Kinder gilt die "3-H-Regel": Hut, Hemd und Hose (ADP, 2002h; "Guter, teilweise preiswerter Sonnenschutz", 29. Juni 2000; Melanom.net, 2002).

  • Sonnenschutzmittel sollten etwa 30 Minuten vor der Sonnenexposition gleichmäßig und nicht zu sparsam auf die Haut aufgetragen werden, weil sie erst dann ihre Schutzwirkung voll entfalten (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; Deutsche Krebshilfe e.V., 2000d; Umweltfibel, 2002).

  • Man sollte sich mehrmals täglich eincremen, da durch Schwitzen, Wasser- und Körperkontakt die protektive Wirkung des Sonnenschutzpräparates verloren gehen kann. Das Nachcremen verlängert die Schutzwirkung jedoch nicht (ADP, 2002h; Tumorzentrum Bonn, 2000l).

  • Beim Baden sollten immer wasserfeste Sonnenschutzmittel verwendet werden. Auch bei als wasserfest deklarierten Sonnenschutzprodukten sollte nach dem Schwimmen und Abtrocknen der Schutzfilm erneuert werden (ADP, 2002h; Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; Maier, 2002).

  • Die Einnahme bestimmter Medikamente kann die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen und allergische Reaktionen auslösen. Vor dem Sonnenbaden sollte man sich daher vom Arzt oder Apotheker entsprechend beraten lassen (Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2000; SSK, 1998; Umweltfibel, 2002).

  • Beim Aufenthalt in der Sonne sollte auf die Verwendung von Parfums, Deodorants und Kosmetika verzichtet werden, da diese sonst zu bleibenden Pigmentflecken führen können (Deutsche Krebshilfe e.V., 2000d; SSK, 1998).

  • Die Anzahl der Sonnenbäder, bei welchen eine Hautrötung gerade noch nicht auftritt, sollte inklusive Solarienbesuche etwa 50 pro Jahr nicht überschreiten (Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1998).

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5.4 UV-Index

Eine Hilfe, um bei der Planung von Aktivitäten im Freien die Intensität der schädlichen UV-Strahlung berücksichtigen zu können, bietet der globale UV-Index (Kueng, 2002; Matthes, 2001). Dieser Index ist ein Maß für den Höchstwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung, der an einem bestimmten Tag am Erdboden zu erwarten ist (Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1996). Der international einheitlich festgelegte UV-Index nimmt Bezug auf die Zeitspanne, innerhalb welcher eine Person je nach individuellem Hauttyp einen Sonnenbrand erleidet (Medicine-Worldwide, 2003a; Stroh & Koller, 1993/2002).

Zur leichteren Verständlichkeit wurde der UV-Index derart normiert, dass er Werte zwischen 1 und 12 annehmen kann; er wird meist in ganzen Zahlen angegeben (SSK, 1996; Stroh & Koller, 1993/2002). Der Maximalwert liegt etwa in Deutschland bei 8 (Medicine-Worldwide, 2003a; SSK, 1996).
Eine einfachere Einschätzung des Sonnenbrandrisikos kann durch die Einteilung des UV-Index in vier Klassen erzielt werden: UV-Indizes von 0 bis 1 gelten als niedrig, von 2 bis 4 als mittel, Werte von 5 bis 7 werden als hoch und Indizes von 8 bis 12 als sehr hoch eingestuft (Bundesamt für Strahlenschutz, 1996; Matthes, 2001).
Der LSF des anzuwendenden Sonnenschutzmittels sollte bei Erwachsenen mindestens dem doppelten Wert des UV-Index entsprechen. Bei Kindern sollte jedoch generell ein LSF von wenigstens 15 verwendet werden (vgl. Bundesamt für Strahlenschutz, 1996; SSK, 1996).

In Tabelle 1 werden für die verschiedenen Bereiche des UV-Index Sonnenbrandzeiten sowie Schutzempfehlungen angeführt, die sich auf eine nicht vorgebräunte Person vom Hauttyp II beziehen (ADP, 2002i; SSK, 1996):

Tabelle 1. Klassen des UV-Index mit jeweiligen Sonnenbrandzeiten und Schutzempfehlungen
(nach Bundesamt für Strahlenschutz, 1996; Medicine-Worldwide, 2003a).

UV-Index UV-Belastung Sonnenbrandgefahr Schutzmaßnahmen
0-1 niedrig unwahrscheinlich nicht erforderlich
2-4 mittel ab 30 Minuten empfehlenswert
5-7 hoch ab 20 Minuten erforderlich
8 und höher sehr hoch in weniger als 20 Minuten unbedingt erforderlich

Bei der Verbreitung des UV-Index besteht das vorrangige Ziel darin, das Bewusstsein der Bevölkerung gegenüber den Risiken der solaren UV-Bestrahlung zu stärken. So sollen sich die Menschen durch die Kenntnis des täglichen UV-Index auf die zu erwartende sonnenbrandwirksame UV-Strahlung einstellen können, wodurch der Sonnenschutz bei Aktivitäten im Freien optimiert werden kann (vgl. Bundesamt für Strahlenschutz, 1996; SSK, 1996).
Unter Berücksichtigung des Freizeitverhaltens der Erwachsenen ist eine Prognose des UV-Index vor allem für die Wochenenden von besonderer Bedeutung. Eine Vorhersage auch für die übrigen Wochentage ist in den Monaten Mai bis August sinnvoll (vgl. SSK, 1996).

Der UV-Index für bestimmte Regionen kann telefonisch abgehört werden (ADP, 2002i). Im Internet sind auf einer Seite des Instituts für Biomedizinische Physik der Medizinischen Universität Innsbruck Messwerte des UV-Index der vergangenen sieben Tage für verschiedene Orte Österreichs abrufbar. Eine Vorhersage des UV-Index an verschiedenen Orten Österreichs für den nächsten Tag ist auf einer Internetseite des Instituts für Medizinische Physik der Veterinärmedizinischen Universität Wien erhältlich, wobei hier unterschiedliche Werte für wolkenlosen und bewölkten Himmel sowie die Sonnenbrandzeiten bei klarem Himmel angegeben werden. Prognosen für den Norden, die Mitte und den Süden Deutschlands findet man auf einer Internetseite des Bundesamts für Strahlenschutz. Eine Vorhersage des UV-Index für verschiedene Orte der Schweiz ist auf der Seite http://www.uv-index.ch/de/home.php abrufbar. Von "Wetter.com" wird eine Übersicht des UV-Index für Europa zur Verfügung gestellt.
Als ein weiteres Medium kann auch die Tageszeitung genützt werden, um die Prognose des UV-Index einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da die Informationen zum UV-Index äußerst schnell vermittelt werden können, bietet sich die Möglichkeit an, den UV-Index etwa in den Wetterbericht im Fernsehen oder Radio zu integrieren. In Amerika wird z.B. in einigen Fernsehsendern und Zeitungen über den UV-Index berichtet (Centers for Disease Control and Prevention, 1997).

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6. RISIKOVERHALTEN

 

6.1 Verändertes Freizeit- und Urlaubsverhalten

Die weltweit steigende Inzidenz des Hautkrebses kann einerseits auf die kumulierte intensive UV-Bestrahlung und andererseits auf die intermittierende Sonnenexposition in Freizeit und Urlaub bzw. auf gehäufte Sonnenbrandreaktionen in Kindheit und Jugend zurückgeführt werden (Eid & Schwenkmezger, 1997). Das in einer übermäßigen Sonnenbestrahlung bestehende, von einer breiten Bevölkerung gezeigte Risikoverhalten ist vorwiegend durch geänderte Freizeit- und Urlaubsgewohnheiten sowie durch das derzeit vorherrschende Schönheitsideal bedingt.

In den letzten Jahrzehnten haben sich das Sonnenverhalten in der Freizeit und die Urlaubsgewohnheiten der Menschen in den westlichen Industrieländern nachhaltig verändert (Kaskel et al., 2001). Mitteleuropäer halten sich wesentlich länger in der prallen Sonne auf als noch vor 65 Jahren. Gezielte, ausgiebige Sonnenexposition ist eng mit Freizeit und Urlaub assoziiert. Ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung reist im Urlaub in südliche Länder mit starker Sonneneinstrahlung. Die Tendenz zusätzlicher Reisen in den Wintermonaten ist steigend. Die in dieser Jahreszeit nicht an die Sonne gewöhnte, wenig pigmentierte Haut wird unvorbereitet einer intensiven Sonnenbestrahlung ausgesetzt und reagiert gegenüber UV-Strahlung besonders empfindlich (vgl. Lifeline, 2002; SSK, 1998).

Beim risikohaften Freizeit- und Urlaubsverhalten spielen Veränderungen der sozio-ökonomischen Verhältnisse eine wesentliche Rolle: Durch die Einführung der 5-Tage-Woche, die Verlängerung des Mindesturlaubs und durch die Arbeitszeitverkürzung hat man mehr Freizeit, die man im Freien verbringen kann (Maier & Schauberger, 1999). Aufgrund von günstigen Reiseangeboten zur Ankurbelung des Tourismus können sich heute nicht nur gut verdienende Menschen einen Urlaub im sonnigen Süden leisten.

Intensives Sonnenbaden ist vor allem dadurch gesundheitsschädigend, weil eine übermäßige UV-Exposition nicht jeden Menschen dazu veranlasst, Sonnenschutzmaßnahmen zu treffen. So wird angemessenes Schutzverhalten nur relativ selten gezeigt: Beim Aufenthalt in der Sonne wird meist nur ein Minimum der Körperoberfläche von Kleidung bedeckt; es wird häufig ein zu geringer Lichtschutzfaktor verwendet, Sonnenschutzmittel werden in nicht ausreichender Menge aufgetragen, bestimmte Hautareale werden nur schlecht oder gar nicht geschützt und der Schutzfilm wird nicht regelmäßig erneuert (vgl. Eid & Schwenkmezger, 1997; Maier & Schauberger, 1999; Maier, 2002). Eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren einer übermäßigen Sonnenbestrahlung ist daher von großer Bedeutung. Zusätzlich zur Information sollten konkrete Verhaltensregeln, wie man sich adäquat vor UV-induzierten Hautschäden schützen kann, vermittelt werden (siehe dazu auch "Sonnenschutzregeln" unter Abschnitt 5.3 Optimales Sonnenschutzverhalten) (Kaskel et al., 2001).

Ein Grund für das weit verbreitete Risikoverhalten könnte in der Selbstüberschätzung vieler Menschen liegen, da insbesondere hellhäutige Personen ihre individuelle UV-Empfindlichkeit falsch einstufen (Maier & Schauberger, 1999).
Die Hauptursache für gezieltes intensives Sonnenbaden und ungeschützte Sonnenexposition besteht jedoch in der Pigmentierung der Haut, da eine gebräunte Haut dem derzeit vorherrschenden Schönheitsideal entspricht (Eid & Schwenkmezger, 1997; SSK, 1998). Dieses Schönheitsideal hat sich aber erst im Laufe der Zeit dahingehend entwickelt. Im 19. Jahrhundert nämlich wurde ein blasser, ungebräunter Teint als erstrebenswert angesehen, weil dieser einen sozial gehobenen Status zum Ausdruck brachte. Dunkle Hautfarbe war hingegen der Makel der unterpriviligierten Gesellschaftsschichten, deren Angehörige vorwiegend im Freien arbeiteten (vgl. Maier & Schauberger, 1999; Maier, 2002). Durch die industrielle Revolution verlor die helle Hautfarbe ihre Bedeutung als Indikator für sozial gehobene Kreise (Eid & Schwenkmezger, 1997). Der gesellschaftliche Umbruch nach Ende des Ersten Weltkrieges hatte einen zunehmend sorglosen Umgang der Menschen mit der Sonnenstrahlung und eine verstärkte Sonnenexposition zur Folge (Maier & Schauberger, 1999; Maier, 2002). Hautbräune wurde schließlich zur Mode erhoben. So wurde in amerikanischen Modezeitschriften der 1920er Jahre gebräunte Haut als chic propagiert (vgl. Eid & Schwenkmezger, 1997). Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts mündete dieser Trend in dem neuen Schönheitsideal "tanned is beautiful" ("gebräunt ist schön") (Maier, 2002). Heute wird ein dunkler Teint mit den Attributen attraktiv, gesund, jugendlich, dynamisch, erfolgreich und begehrenswert gleichgesetzt (ADP, 2002j; Deutsche Krebshilfe e.V., 2000d; Maier & Schauberger, 1999). Die Verknüpfung von Hautbräune mit Merkmalen wie Attraktivität und Gesundheit stellt eine wesentliche Bedingung für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Risikoverhaltensweisen dar (Eid & Schwenkmezger, 1997).
Die positiven Assoziationen mit dunkler Haut werden maßgeblich durch die Werbebranche verstärkt bzw. verankert, da als Werbeträger für diverse Produkte meist gut gebräunte Models eingesetzt werden. Die Kosmetikindustrie fördert mit ihren Werbebotschaften für Sonnenschutzmittel die Ansicht, UV-Strahlung könne hauptsächlich die Attraktivität steigern. Trotz des Wissens, dass die erworbene Pigmentierung bereits Ausdruck einer Hautschädigung ist, steht in der Werbung eine durch das Sonnenschutzprodukt bedingte "gesunde, sichere und schnelle Bräune" im Vordergrund (vgl. Maier & Schauberger, 1999). Die großen wirtschaftlichen Gewinne, die z.B. im Tourismus und durch Sonnenstudios aufgrund der Bedeutung der Hautbräune als Attraktivitätsmerkmal erzielt werden können, tragen zur Aufrechterhaltung des Schönheitsideals bei (Eid & Schwenkmezger, 1997). Das kollektive Schönheitsideal der heutigen Zeit und der beworbene Modetrend verstärken sich wechselseitig und wirken dadurch Präventionskampagnen zur Aufklärung über die Risiken einer intensiven UV-Bestrahlung entgegen (Maier & Schauberger, 1999).

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6.2 Solarien

Das derzeit vorherrschende Schönheitsideal einer gut gebräunten Haut führte – neben einer intensiven Bestrahlung mit natürlichem Sonnenlicht – in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer vermehrten zusätzlichen Nutzung künstlicher UV-Strahlung durch Solarien. Die Anzahl gewerblich betriebener Sonnenstudios steigt immer mehr an, auch in zahlreichen öffentlichen Bädern und Hotels findet man Solarien. Sehr viele Fitnesseinrichtungen bieten ebenfalls Solarien an und fördern durch die räumliche Verbindung die Assoziation von Hautbräune mit den Begriffen Gesundheit und Wohlbefinden (vgl. Maier & Schauberger, 1999).

Maier und Schauberger (1999) stellten im Rahmen einer Untersuchung über die UV-Exposition der österreichischen Bevölkerung fest, dass Frauen im Vergleich zu Männern um etwa 64% häufiger Sonnenstudios besuchen. Die Nutzungshäufigkeit von Solarien ist bei Menschen unter 30 Jahren am größten; sie nimmt bei beiden Geschlechtern mit steigendem Alter deutlich ab. In einer skandinavischen Studie (Boldeman et al., 1996, zitiert nach Maier & Schauberger, 1999) zeigte sich, dass fast genauso viele Personen mit hellem Hauttyp Solarien besuchen wie gegenüber UV-Strahlung unempfindlichere Menschen. Dies deutet auf eine Fehleinschätzung der individuellen UV-Empfindlichkeit von hellhäutigen Solarienkonsumenten hin. Auffallend ist auch das bei ihnen vermehrt beobachtbare Risikoverhalten in anderen die Gesundheit betreffenden Bereichen.

Solarien werden in erster Linie aus kosmetischen Gründen besucht, um während des gesamten Jahres eine möglichst nahtlose Bräune zu bewahren. Durch die erzielte Pigmentierung der Haut kommt man dem Schönheitsideal näher und kann einen realen oder fiktiven Mangel kompensieren. Die stimmungsaufhellende Wirkung von Solarien durch das sichtbare Licht und die wärmende Infrarotstrahlung stellt einen Lustgewinn dar (vgl. Maier & Schauberger, 1999).
Zusätzlich zu den positiven psychischen Effekten erwarten Solarienbesucher aber auch gesundheitliche Vorteile: So sind sie meist der Meinung, künstliche UV-Bestrahlung könne zur Heilung von Dermatosen beitragen, das Immunsystem stärken oder ihre Haut auf die Sommersonne "vorbereiten" (Gesundheit.de, o.J.; Maier & Schauberger, 1999). Intensive UV-Bestrahlung hat jedoch eine immunsuppressive Wirkung, die nicht nur häufiger auftretende Infektionskrankheiten, sondern auch eine verminderte Fähigkeit des Körpers, Tumorzellen als entartet zu erkennen, zur Folge haben kann (Maier & Schauberger, 1999; SSK, 1998). Ein Irrglaube ist auch, dass eine Vorbräunung der Haut den Eigenschutz erhöhen und die Entstehung eines Sonnenbrandes verhindern könne (Stroh & Koller, 1993/2002).

Aufgrund der durch UVB-Strahlung induzierten Sonnenbrände und ihrer karzinogenen Wirkung wird in Solarien überwiegend UVA-Strahlung eingesetzt (ADP, 2002k; Medicine-Worldwide, 2003a). Um im langwelligen UVA-Bereich eine Bräunung zu erzielen, werden große Bestrahlungsstärken benötigt. Durch die hohe UVA-Intensität kommt es nicht nur zu einer Sofortpigmentierung der Haut, sondern auch zur vorzeitigen Hautalterung und im schlimmsten Fall zur Bildung eines Hautkrebses (vgl. ADP, 2002k; KID, 1999; Stroh & Koller, 1993/2002). Da chronische gesundheitsschädigende Folgen in der Regel jedoch erst nach vielen Jahren einer übermäßigen UV-Exposition eintreten, ist für den Laien der unmittelbare ursächliche Zusammenhang zwischen UV-Bestrahlung und Hautschädigung nicht erkennbar (Maier & Schauberger, 1999). Im Unterschied zur UVB-Strahlung wird bei reiner UVA-Bestrahlung im Sonnenstudio keine hautschützende Lichtschwiele ausgebildet (Maier & Schauberger, 1999; Medicine-Worldwide, 2003a). So ist der Besuch von Solarien keine sinnvolle Maßnahme, um die Haut vorzubräunen und auf die Sonnensaison vorzubereiten, da der Eigenschutz durch UVA-Strahlung nicht erhöht werden kann (Maier & Schauberger, 1999; Stroh & Koller, 1993/2002).

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Menschen vom Hauttyp I, Personen, die mehr als 40 oder auffällige Pigmentmale haben, bereits an einer Hautkrebsvorstufe bzw. an einem Hauttumor Erkrankte sowie Menschen mit einem transplantierten Organ sollten Solarien generell meiden (ADP, 2002l; Sauer, 2001).

Beim Besuch von Sonnenstudios stellt das zum Teil schlecht qualifizierte Personal eine beachtliche Gefahr dar. Dieses müsste die Kunden in einer fachgerechten Beratung über die möglichen akuten und chronischen Folgen aufklären und sonnenempfindlichen Personen von der Solariennutzung abraten. Auch die Bestimmung des Hauttyps und die Feststellung von Vorschäden der Haut ist für die Wahl der individuellen Bestrahlungsdosierung von besonderer Bedeutung. Die Angestellten in den Solarien müssten dem Kunden unaufgefordert eine Schutzbrille aushändigen. Eine derartige wünschenswerte Beratung und Betreuung durch geschultes Personal ist aber nur äußerst selten zu beobachten. Zudem wurde im Zuge zahlreicher Messungen in Solarien bei fast allen untersuchten Geräten eine viel zu hohe Bestrahlungsstärke festgestellt (ADP, 2002k, 2002m; Deutsche Krebshilfe e.V., 2000e; Maier & Schauberger, 1999; Tumorzentrum Bonn, 2000m).
Es gibt kaum Vorschriften, an die sich Solarienbetreiber halten müssen (ADP, 2002m). So besteht weder eine Dokumentationspflicht über die verabreichten UV-Dosen noch eine Informationspflicht über eventuelle Risiken (Maier & Schauberger, 1999). Unabhängig von gesetzlichen Regelungen sollten jedoch Hersteller und Betreiber von Solarien Informationen zur Verfügung stellen, die eine Einschätzung des durch die Nutzung künstlicher UV-Quellen bedingten Risikos ermöglichen (Matthes, 2001).

Die große Anzahl gewerblich betriebener Sonnenstudios sowie die unzureichend angebotene Aufklärung und Beratung für Solarienbesucher werden durch folgende Internetrecherche deutlich: Gibt man in der Volltextsuchmaschine Google den Begriff "Solarium" (Einstellung: Seiten aus Österreich) ein, so erhält man 19.000 Resultate (Stand: 03. 03. 2003). Unter Verwendung der Suchmaschine AustroNaut (Einstellung: in Österreich) erzielt man beim Begriff "Solarium" 10.216 Treffer und beim Begriff "Sonnenstudio" 748 Ergebnisse (Stand: 03. 03. 2003). Bei Durchsicht von 14 diesbezüglichen, nach keinen bestimmten Kriterien ausgewählten Internetseiten erhält man bei vier Solarienbetreibern gar keine Information über eine mögliche Beratung beim Besuch ihres Sonnenstudios. Auf sechs Seiten wird ausschließlich auf geschultes Personal verwiesen, welches den Kunden zur Verfügung stehen würde. Bei weiteren vier Sonnenstudios werden die verschiedenen Hauttypen erwähnt bzw. Tabellen zur Bestimmung des individuellen Hauttyps angeboten. Auf keiner dieser Internetseiten wird jedoch darauf hingewiesen, dass Menschen vom Hauttyp I Solarien gänzlich meiden sollten. Nur ein Sonnenstudio warnt vor übertriebenem Bräunen. Immer wieder findet man diverse Fehlinformationen über die Wirkungen einer Bestrahlung durch künstliche UV-Quellen, wobei etwa die auf einer Internetseite aufgestellte Behauptung, "Dermatologen von heute" würden den Besuch moderner Solarien empfehlen, besonders negativ auffällt.

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7. PRÄVENTION VON HAUTKREBS


Im Allgemeinen können je nach Zielgruppen drei Programmklassen unterschieden werden: Massenmediale Programme zur Hautkrebsprävention, die in verschiedenen Ländern vor allem von nationalen Dermatologischen Gesellschaften durchgeführt werden, wenden sich an die breite Bevölkerung. Die vorrangigen Ziele dieser Kampagnen bilden die Förderung des Bewusstseins für die Gefahren der Sonnenbestrahlung sowie die Aufklärung über Risiko- bzw. adäquates Schutzverhalten. Der Realisierung massenmedialer Programme können etwa Fernsehen, Radio, Presseberichte oder Flugblätter dienen.
In kommuneorientierten Programmen sollen Menschen eines bestimmten regionalen Umfeldes erreicht werden, wobei spezifische risikorelevante Verhältnisse in der unmittelbaren Lebensumwelt berücksichtigt werden können. Bei derartigen Kampagnen wird häufig auf Massenmedien zurückgegriffen. Etwa in lokalen Radiosendern kann mehrmals täglich die UV-Belastung in einer Region mitgeteilt werden. Im Rahmen kommuneorientierter Kampagnen besteht auch die Möglichkeit, Präventionsmaßnahmen direkt an Risikoorten durchzuführen. So entwickelten Lombard et al. (1991, zitiert nach Eid & Schwenkmezger, 1997) ein Interventionsprogramm für Schwimmbäder auf Basis lerntheoretisch fundierter Methoden der Verhaltensänderung. Rossi, Blais und Weinstock (1994, zitiert nach Eid & Schwenkmezger, 1997) initiierten ein Präventionsprogramm zur Intervention am Strand.
Präventive Unterrichtsprogramme für verschiedene Schulformen und Altersstufen sollen zur Erweiterung des Wissens über Hautkrebs, Veränderung hautkrebsbezogener Einstellungen, Verringerung von Risikoverhalten sowie zum Erwerb und Aufbau von Sonnenschutzverhaltensweisen beitragen. In der Vorschule können kindgerechte Methoden wie Puppenspiele, Geschichten und Lieder zum Einsatz kommen. Für Grund- und Mittelschüler können Unterrichtsstunden gestaltet werden, in welchen über diverse relevante Themen informiert und diskutiert wird. Dabei können verschiedene speziell entwickelte Unterrichtsmaterialien herangezogen werden (vgl. Eid & Schwenkmezger, 1997). Didaktische Unterlagen zum Thema Hautkrebs für Schüler und Sonnenschutz-Comics ("Sonny und Flamme") für Kinder werden im Rahmen der Initiative Sonne ohne Reue der Österreichischen Krebshilfe (2000a, 2000b) zur Verfügung gestellt.
Die Evaluation eines Präventionsprojekts, bei welchem Jugendliche in Schulen über adäquates Sonnenschutzverhalten zur Vorbeugung des Hautkrebses informierten, zeigte, dass sogenannte "peer educators" das Wissen der Schüler nachhaltig verbessern konnten (Reding et al., 1996). Der Einsatz von Jugendlichen zur Aufklärung scheint insbesondere bei Präventionsprogrammen für Schüler in der Pubertät vorteilhaft, da diese oft von Gleichaltrigen Vermitteltes besser annehmen.

Von besonderer Bedeutung ist es, adäquates Sonnenschutzverhalten bereits im Kindesalter zu erlernen und zu verwirklichen, weil die Haut der Kinder besonders empfindlich ist und bis zu 80% der individuellen UV-Lebenszeitdosis vor dem Alter von 18 Jahren erreicht werden (Latzke, 2003; National Association of State Boards of Education, 2003). Neben massenmedialen und kommuneorientierten Präventionskampagnen sind daher vor allem Programme in Schulen wichtig. Diese sind am effektivsten, wenn sie mehrere Unterrichtseinheiten umfassen und sich möglichst über einige Jahre erstrecken (National Association of State Boards of Education, 2003). Da jedoch eine ausreichende Aufklärung nur selten zu einer direkten verhaltensmäßigen Umsetzung des Wissens führt, kommt der Familie eine entscheidende Rolle zu. Von Eltern praktiziertes Sonnenschutzverhalten ist eine der wesentlichsten Determinanten dafür, dass die durch schulische Präventionsprogramme erzielten Effekte auch im Alltag wirksam werden bzw. bleiben (Centers for Disease Control and Prevention, April 2002). So sollten Eltern in ihrer Vorbildfunktion den Kindern mit gutem Beispiel voran gehen und beim Aufenthalt in der Sonne angemessenes Schutzverhalten zeigen (Deutsche Krebshilfe e.V., 2000c).

Neben den drei bereits erwähnten Programmklassen zur Hautkrebsprävention können sich Kampagnen auch in zahlreichen anderen Aspekten unterscheiden: So gibt es etwa Programme, die vermehrt den vernünftigen Umgang mit der Sonne aufzeigen und solche, die negativ gefärbte Slogans (Verein zur Bekämpfung des Hautkrebses e.V., 2001) oder Furchtappelle (siehe dazu etwa Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 1998) einsetzen. In Aufklärungsbroschüren können z.B. einerseits die Gesundheitsrisiken der Sonnenbestrahlung hervorgehoben oder andererseits die negativen Effekte der Sonnenexposition auf die äußerliche Erscheinung betont werden (Eid & Schwenkmezger, 1997). Die Variationsbreite von Aufklärungsmaterialien und von einsetzbaren Methoden allgemein ist sehr groß. Inwieweit die eine oder andere Strategie wirksam ist, hängt jedoch vom einzelnen Individuum bzw. von bestimmten Personengruppen ab. So ist die zielgruppenspezifische Gestaltung der Präventionsprogramme von besonderer Bedeutung (Eid & Schwenkmezger, 1997).

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7.1 Ausgewählte Präventionsprogramme

Das Internet spielt eine immer größere Rolle für die Prävention von Hautkrebs. Aufgrund der fortlaufend steigenden Zahl von Internetzugängen bzw. -Usern ist es sicherlich sinnvoll, Präventionsprogramme auch in diesem Medium zu präsentieren. Etwa die Österreichische Krebshilfe bietet unter http://www.sonneohnereue.at eine "Sonnenplattform" an: Unter der Rubrik SunCheck können Tests zur Bestimmung des Hauttyps, zum Vorliegen eventueller Risikofaktoren und zu richtigem Verhalten in der Sonne durchgeführt werden; Anleitungen zur Selbstuntersuchung der Haut sind hier ebenfalls erhältlich. Neben dem SunQuiz (PDF 36 KB) finden sich auf dieser Internetseite auch eine Ärzte-Datenbank und Informationen zu Beratungsstellen.

Weltweit, insbesondere in Australien und Amerika, werden verschiedene Kampagnen zur Hautkrebsprävention initiiert. Vier ausgewählte Programme, über welche man sich im Internet genauer informieren kann, sollen nun exemplarisch angeführt werden:

In Australien wurde das Präventionsprogramm SunSmart entwickelt, um der steigenden Inzidenz der Hautkrebserkrankungen entgegenzuwirken. In Studien des "Cancer Council Victoria" wurde gezeigt, dass der Großteil der australischen Bevölkerung durch die SunSmart-Botschaften erreicht und deren Verhaltensweisen im positiven Sinne beeinflusst werden konnten. Die kontinuierliche Aufklärungsarbeit im Rahmen dieser Initiative wendet sich neben zahlreichen anderen definierten Zielgruppen vor allem an Schüler, die motiviert werden sollen, im Freien Kopfbedeckung, Sonnenbrille und "sunsmarte" Kleidung zu tragen sowie Sonnenschutzmittel zu gebrauchen (vgl. SunSmart, 2001, 2002).

In Amerika wurde von den "Centers for Disease Control and Prevention" im Jahr 2002 die Aufklärungskampagne zur Hautkrebsprävention Choose Your Cover bereits zum fünften Mal durchgeführt. Dieses Programm richtet sich vorwiegend an Jugendliche und junge Erwachsene, um deren Sonnenschutzverhalten zu fördern. In den in Radio und Fernsehen vermittelten Botschaften wird betont, dass sich junge Menschen adäquat schützen und dennoch Spaß bei Freizeitaktivitäten im Freien haben können (vgl. Centers for Disease Control and Prevention, 2002, 2003).

In Hawaii entwickelte das "Cancer Research Center of the University of Hawaii" das in Schwimmbädern realisierbare Programm POOL COOL. Dieses Präventionsprojekt wendet sich speziell an Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren, die Schwimmunterricht nehmen, an deren Eltern und andere Besucher eines Freibades. Durch die Integration der Aufklärung über adäquaten Sonnenschutz in den Schwimmunterricht wird ein interaktives Lernen konkreter Schutzverhaltensweisen in der Freizeit ermöglicht (vgl. Cancer Research Center of the University of Hawaii, 2003a, 2003b).

Im Jahr 2002 führte die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. zusammen mit der Deutschen Krebshilfe e.V. die Kampagne Kind und Sonne durch, bei welcher besonders werdende Eltern und Eltern von kleinen Kindern angesprochen werden sollten. Pantomime-Promoter, die als "Schattenspender" in Frei- und Strandbädern Deutschlands zum Einsatz kamen, verteilten die Broschüre "Kinder tragen das größte Risiko. Der Sonnenratgeber für die Haut ab 0." (ADP & Deutsche Krebshilfe e.V., 2002). Diese Aktionen wurden zusätzlich durch Anzeigen, Plakate sowie Kino- und Fernsehspots unterstützt (vgl. ADP, 2002n).

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8. ZUSAMMENFASSUNG


Die vorliegende Arbeit soll der Aufklärung über die Folgen der Sonnenbestrahlung für den Menschen sowie über adäquates Sonnenschutzverhalten dienen. Die Erweiterung des diesbezüglichen Wissens stellt eine entscheidende Möglichkeit dar, um der steigenden Inzidenz des Hautkrebses entgegenzuwirken.
Für den Menschen ist der ultraviolette Anteil des Sonnenlichts gefährlich. Je nach Wellenlänge wird zwischen UVA-, UVB- und UVC-Strahlung unterschieden, wobei nur UVA- und UVB-Strahlen an die Erdoberfläche gelangen.
Übermäßige Sonnenexposition kann akute und chronische gesundheitsschädigende Wirkungen verursachen. Akute Folgen beziehen sich einerseits auf Pigment- und Lichtschwielenbildung, welche körpereigene Schutzmechanismen gegen UV-Strahlung darstellen; andererseits können Sonnenbrände und photoallergische Reaktionen der Haut hervorgerufen werden. Zu den chronischen Lichtschäden werden die Hautalterung sowie immunsuppressive Wirkungen gezählt.
Die schwerwiegendste chronische Spätfolge einer jahrelangen intensiven Sonneneinwirkung besteht in der Entwicklung von Hautkrebs. Es gibt drei verschiedene Hautkrebsarten, das Basaliom, das Spinaliom und das maligne Melanom. Das Melanom ist aufgrund seiner raschen Metastasierung der bösartigste Hauttumor und eine der gefährlichsten Krebsarten überhaupt. Für die Entstehung des Melanoms kann eine Reihe von Risikofaktoren identifiziert werden, deren Vorliegen zum Teil auf den Lebensstil der Menschen bzw. auf das unangemessene Sonnenschutzverhalten zurückgeführt werden kann. So gilt der adäquate Sonnenschutz als wesentliche Voraussetzung für die Prävention von Hautkrebs. Es können verschiedene "Sonnenschutzregeln" befolgt werden, um den Schutz beim Aufenthalt in der Sonne zu optimieren und dadurch das Hautkrebsrisiko zu minimieren. Dabei ist unter anderem die Kenntnis der individuellen Zuordnung zu einem der vier für Mitteleuropa relevanten Hauttypen von besonderer Bedeutung.
Durch die Entwicklung und Realisierung von Präventionskampagnen soll das Bewusstsein der Menschen für die Gefahren der Sonnenexposition und somit für die Risiken der Hautkrebsentstehung gestärkt werden. Präventive Interventionen können im Rahmen von massenmedialen, kommuneorientierten und Unterrichtsprogrammen erfolgen.

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9. LITERATURVERZEICHNIS


Zum Literaturverzeichnis geht es hier.

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© Dorothea König, 2003
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Letzte Änderung: 19.01.2008

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